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Acht Frauen

Großes Kino aus Frankreich: Acht mal weibliche Durchtriebenheit, Tücke und Perfidie; acht spannende Charaktere; acht Diven des französischen Films.

Der Zuschauer wird anfangs getäuscht: Im Vorspann Idylle: Schneeflocken umtanzen ein großes französisches Ferienchalet im Stile der 50er Jahre. Innen jedoch, im kaminbeheizten Herrenhaus stellt sich bald anderes heraus, nachdem die Dame des Hauses mit ihrer Tochter zurückkehrt, um mit ihrer Großfamilie die Weihnachtstage zu verbringen: Telefonieren nicht möglich - da die Leitung gekappt. Das Auto kaputt. Sonstiges Entweichen von dem Gelände unmöglich, da das Tor und der Schnee zu hoch sind. In diesem Zustand von angeknackstem Ferienidyll intrigieren und werben nun plötzlich acht eigensinnige Frauen um den einzigen Mann des Hauses. Und der ist tot. Man findet ihn, anstatt der vertrauten Bescherung, unter dem Weihnachtsbaum, ermordet in seinem Bett.

Catherine Deneuve
Die Todesursache scheint klar zu sein: Suizid. Der Tote hatte Finanzprobleme. Dumm nur: "Das Messer steckt doch aber im Rücken!" Somit stellt sich die Frage: Wer war es? Wann? Warum? Nur die Acht, die dem Manne am nächsten standen, kommen in Frage, die Mörderin befindet sich also noch immer im Haus. Alle hätten sie ein Motiv gehabt, alle bergen sie ihre Geheimnisse: die Gattin, die Schwester, die Schwiegermutter, die Schwägerin genau wie die halb flüggen Töchter, genau wie das Dienstmädchen und die Köchin.

Denn schon stellen sich viele Fragen und Varianten: Stammt die ältere Tochter vielleicht gar nicht vom Toten ab? Was wäre wenn der anscheinend so ehrenwerte Patriarch schon seit längerem ein Verhältnis zum Dienstmädchen gehabt hätte? Hundert weitere Geheimnisse kommen hinzu, die die Kamera nach und nach enthüllt. Die Frauen sind alle schön, temperamentvoll, intelligent, sinnlich und dem Zuschauer attraktiv trotz: Ehebruch, Homosexualität, Inzest, betrügerische Geldgeschichten, Eifersucht, Sadismus, Verführung, Verrat, Hysterie, enttäuschtes Begehren, Heuchelei, Doppelmoral, Trunksucht.

Der Film entwickelt sich jedoch nicht zu einem Psychothriller, mit den Sujets des Kriminalfilms wird lediglich kokettiert. Der Film wird von Moment zu Moment skurriler, wofür der Name des Regisseurs, Francois Ozon steht. Mit "Acht Frauen" hat er etwas ganz Besonderes geschaffen, einen Film aus dem Geiste des Musicals, halb Theater, halb sarkastisches Kammerspiel, alles in allem: eine kriminalistisch eingefädelte Komödie mit vielen Gesangs- und Tanzeinlagen, verfasst für acht Diven, die zu den größten Stars des französischen Gegenwartskinos gehören. Und genau darin liegt auch sein Witz, sein vielleicht einziger, wenn man es näher bedenkt.

Die Acht
Die Handlung spielt nur eine Nebenrolle. Die acht Darstellerinnen können ihr grandioses Talent ausspielen: Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Fanny Ardant, Emmanuelle Béart, Virginie Ledoyen, Danielle Darrieux, Firmine Richard und Ludivine Sagnier - und darin liegt die wirkliche Kunst. Diese Frauen, jede von ihnen mit einer enormen Leinwandpräsenz gesegnet in einen Film zu "stopfen". Jede darf eigenes Star-Image verkörpern, ihre Starallüren - und zugleich dagegen ankämpfen. Und das ist so bezaubernd wie die Chansons, mit denen sie abwechselnd solistisch brillieren. Hinter der Kriminalhandlung verbirgt sich eine nicht ganz ernst gemeinte Reflexion über Weiblichkeit, über die bürgerliche Familie, über das Kino und nicht zuletzt eine Hommage an Frankreichs größte Schauspielerinnen. "Jeder kennt sie. Sie sind Teil der symbolischen Familie jedes Franzosen.", sagt Ozon, und deshalb spielen sie nicht nur ihre Rollen, sondern auch sich selbst."

Was das Schönste an diesem Film ist: die acht beweisen, was bis dato bestenfalls vermutet werden konnte: dass schöne Frauen auch selbstironisch sein können. Und bestätigen im gleichen Atemzug, dass sie doch immer undurchschaubare Wesen für uns Männer bleiben werden. Acht Frauen ist ein lustiger Film, der viel seinem französischen Charme verdankt und durch ein Hauch von Kriminologie ein wenig zum Mitfiebern anregt.

Nikolaus Thomale

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