Bad Company – Die Welt ist in guten Händen
Jake Hayes (Chris Rock) ist ein Kleinganove, der sein Geld auf den
Straßen von New York mit wenig legalen Geschäften verdient. Seine
Freundin Julie (Kerry Washington) ist darüber alles andere als
glücklich und wird demnächst nach Seattle ziehen, um einen gut
bezahlten Job anzunehmen. Doch schlagartig ändert sich die Situation.
Der Zwillingsbruder von Jake war CIA-Agent und kam bei einer wichtigen
Mission ums Leben, bei der er unter einer falschen Identität von einem
russischen Waffenschmuggler namens Adrik Vas (Peter Stormare) eine
Plutoniumbombe im handlichen Koffer-Format kaufen wollte. Jetzt droht
der Deal zu platzen. CIA-Agent Gaylord Oakes (Anthony Hopkins) spürt schließlich Jake auf,
der nun in die Rolle seines Bruders (von dessen Existenz er bis jetzt
nichts wusste) bzw. in dessen Identität schlüpfen soll, um den Deal
zu retten...
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Würden Sie diesem Herrn eine Atombombe abkaufen? |
Dem ehemaligen Garant-Produzenten für überquellende Kinokassen Jerry
Bruckheimer gehen offenbar die Ideen aus. Sein neuester
Möchtegern-Blockbuster 'Bad Company' ist nichts weiter als ein
uninspiriertes Versatzstück aus dem eigenproduzierten 'Staatsfeind Nr.
1' und 'Project Peacemaker' oder diversen anderen Filmen, in denen die
Welt im heroischen Alleingang vor nuklearen Bedrohungen gerettet wird.
Und auch Joel Schumacher hat seit seinen beiden 'Batman'-Debakeln
keinen leichten Stand mehr bei den Kritikern. Zwar konnte sein 2000er
'Tigerland' den Ruf wieder etwas aufpolieren, doch auf eine wirkliche
Chance für die Reparation der Reputation wird er nach 'Bad Company'
wohl noch etwas länger warten müssen. Dabei klingt die Idee, diese
Geschichte um apokalyptischen Terrorismus in ein waschechtes
Buddy-Movie mit Chris Rock und Anthony Hopkins zu verpacken, zunächst
gar nicht schlecht. Doch leider liegen beide Charaktere brach und
interagieren kaum miteinander; selten geben sie markige Sprüche zum
Besten und eigentlich geraten sie zu keinem Zeitpunkt wirklich
aneinander, denn Hopkins' Charakter Oakes mag zwar Hayes gegenüber
recht schroff erscheinen, sorgt sich aber eigentlich gegenüber der
CIA-Spitze stets um den Agenten wider Willen.
Ebenso fragt sich, wozu Chris Rock eigentlich besetzt wurde. Der
inoffizielle Eddy Murphy-Nachfolger hat keinerlei Raum, sich
auszutoben; und das, obwohl die Ausgangssituation geeignet erscheint:
Ein Kleinganove mit Vorliebe für Rap muss in die Rolle seines mondänen
Zwillingsbruders schlüpfen, der die Klassik liebt und die Kunst
schätzt. Doch auch hier klaffen zwischen Idee und tatsächlicher
Realisierung wieder Lücken von der Größe eines Bruckheimer'schen
Bankkontos. Nur wenige Minuten dauert es, bis Jake seinen Bruder
nahezu perfekt imitiert und dann beginnt 'Bad Company' auch schon, dem
Namen Bruckheimer gerecht zu werden: Es knallt, und zwar gewaltig!
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Hayes versucht, die Rolle seines Bruders gut auszufüllen... |
Im Kugelhagel der nun in erster Linie zwischen dem CIA und einer
fundamentalistischen Gruppe, die ebenfalls an der Bombe interessiert
ist, entbrennt, bleibt kein Platz mehr für das Gespann Hopkins/Rock,
schauspielerisch in irgendeiner Form zu glänzen. Ihre charakterlosen
Klischee-Rollen erfordern kein schauspielerisches Können und das
Drehbuch lässt keinen Raum für zündende Gags oder bissige Spitzen; von
einem Buddy-Movie kann hier wahrlich nicht die Rede sein. Nach dem
viel zu kurz geratenen Vorgeplänkel alias Charaktereinführung geht es
direkt in die viel zu langgezogene Bombenjagd voller Intrigen und
intriganter Idioten – verpackt in einem idiotischen Plot.
Das einzige Highlight sind hier die wenigen Verfolgungsjagden, die
zwar inhaltlich ebenfalls so gehaltlos wie 'Pearl Harbor' in seinen
besseren Szenen sind, dafür aber spannend abgefilmt wurden und so
wenigstens technisch Freude bereiten. Generell bleibt die Kamera stets
dicht an den Charakteren; ein Stilmittel, das von Regisseur Joel
Schumacher zum Glück nicht überreizt wird, so dass sich der Film
zusammen mit dem stets stimmigen Soundtrack wenigstens technisch von
seiner Schokoladenseite präsentiert. Es macht Spaß, den Protagonisten
bei einer Verfolgungsjagd durch ein Treppenhaus stets buchstäblich
dicht auf den Versen zu sein oder bei einer spektakulären Autojagd
über tschechische Felder zusammen mit Anthony Hopkins kopfüber aus der
Seitentür zu hängen.
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Jake Hayes (Chris Rock) muss öfter mal rennen. |
Doch auch die effektvollsten Actionszenen nützen einfach nichts, wenn
diese Actionkomödie unterwegs vollkommen vergisst, dass sie doch
eigentlich witzig sein, die unterschiedlichen Charaktere eines Chris
Rock und eines Anthony Hopkins nutzen und dass sie sich nicht im
schnöden Genre-Einerlei verlieren und mit einem offensichtlichen Ende
in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wollte...
Auch einem Jerry Bruckheimer gehen früher oder später einmal die Ideen
aus. Das ist zu verzeihen und so muss er sich weniger den Ideenklau
vorwerfen lassen, als vielmehr die Tatsache, dass es ihm und seinem
Team nicht gelungen ist, aus einer passablen Idee einen brauchbaren
Film zu schaffen. Besonders enttäuscht dürften hartgesottene Fans von
Chris Rock sein, der hier als Klischee-Ganove erbarmungslos verheizt
wird.
David Bergmann
Links:
Offizielle Film-Website
Website des Autors
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