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Berliner Platz (09): Berliner BärenIch bin kein großer Tierfreund; das entzückte Grinsen, das sich bei den meisten Menschen beim Anblick eines Tieres aufs Gesicht legt, beobachte ich eher mit Entfremdung. Genauso gestaltet es sich bei mir mit der Begeisterung für Stofftiere und Maskottchen. Jedoch musste ich vor gut eineinhalb Jahren feststellen, dass unsere Stadt ein "neues" altes Wahrzeichen hat wieder auferstehen lassen. Seit dieser Zeit nämlich bevölkern die "Buddy Bären" die Straßen Berlins.
Die Idee hinter den "lustigen bunten Buddy Bären" (O-Ton der Erfinder) ist
durchaus nobel: Skulpturen, gestaltet teils von renommierten Künstlern,
teils von Prominenten, teils von HDK-Studenten, werden im Rahmen zahlreicher
Auktionen zugunsten von diversen Kinderhilfsorganisationen versteigert. Und
den ersten "Buddy", den ich zu Gesicht bekam, einen auf vier Pfoten
stehenden, orangefarbenen Bären mit braunem Hermes-Schleifchen, fand ich
auch noch relativ niedlich. Das änderte sich jedoch schlagartig, nachdem ich
feststellen musste, dass er nur der Anfang einer wahren Invasion darstellte.
Mittlerweile gibt es 668 "Buddy Bären", und die meisten von ihnen haben zum einen oder
anderen Zeitpunkt die Straßen von Berlin geschmückt.
Die Reaktionen sowohl der Berliner als auch der Touristen waren überwiegend überraschend positiv. Schon bald wollte jeder Stadtteil "seinen" Bären haben, und unsere neuen Wahrzeichen gerieten gar in solchem Maße zur Touristenattraktion, dass Scharen von fotografiersüchtigen Japanern den von Günter Pfitzmann signierten Plastik-Bären mittlerweile genauso ins Familienalbum eingehen lassen wollen, wie Reichstag und Brandenburger Tor. Und doch, geht bei 668 Bären nicht langsam die Anziehungskraft sowohl des Neuen als auch des Individuellen verloren? Sollten in einer der aufregendsten Städte der Welt wirklich eine Herde bemalter Bären eine Hauptattraktion darstellen oder mutet uns das dann doch vielleicht etwas zu kleinstädtisch-piefig an? Nun ja, bekanntlich ist ja die Meinung der Mehrheit maßgeblich und somit füge ich mich meinem bärengefüllten Schicksal, denn laut der "Buddy Bären Show" tragen die Bären durchaus dazu bei, dass "die Stadt sich bunter, jünger, kreativer, internationaler als je zuvor" präsentiert, und das kann ja nur von Vorteil sein. Ich bin, ehrlich gesagt, trotzdem mehr als erleichtert, dass durch die erfolgreich abgeschlossene erste Runde von Versteigerungen nun die meisten Bären ein privates Zuhause gefunden haben. Mit schierem Entsetzen musste ich jedoch feststellen, dass sich ein solcher Bär – ein schwarzer kleiner auf vier Pfoten, mit fröhlichem Keith-Harring-Muster verziert – nun auch im Garten meines Elternhauses befindet und mich bei jedem Besuch schadenfroh anzugrinsen scheint. Meine Mutter rechtfertigt den Kauf jedenfalls mit dem Argument, dass es ja einem wohltätigen Zweck dient und nimmt mir damit den Wind aus den Segeln, denn wenn ein bunter Plastikbär dazu beiträgt, dass kranken Kindern geholfen wird, bin auch ich gerne bereit, mich auf die bereits angekündigte 2. Runde zu freuen. Tanja Klein Link: |
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