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Berliner Platz (10): Öffentlich unterwegs mit der BVG

Eine der beliebtesten Berliner Institutionen ist sicherlich die BVG, die sinnvollerweise ausgeschrieben unter "Berliner Verkehrsbetriebe" firmieren. Die meisten Bewohner dieser Stadt sind schon mit den Segnungen des öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Berührung gekommen, sei es als Fahrgast oder als Betroffener.

Dort gibt es soviel zu entdecken, man denke nur einmal an die Busfahrer: Eine Spezies, die sich erst aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Betrachter wirklich erschließt. Als Autofahrer nähert sich man Bushaltestellen, an denen ein Bus wartet, nur mit größter Vorsicht - oder, so man mutig genug ist, mit großer Geschwindigkeit. Eine dritte Möglichkeit wäre, falls die Situation es zulässt, auf einer zweiten Spur dem Konflikt auszuweichen. Dies ist gewiss die ungefährlichste Methode, aber unglücklicherweise auch die seltenste. Bei den beiden anderen ist man entweder aus Erfahrung klug geworden und lässt dem Gefährt die Vorfahrt beim Ausfahren aus dem Haltestellenbereich, oder man versucht, sich noch rasch am Bus vorbeizumogeln. Das allerdings lassen Busfahrer selten zu, schließlich haben sie das schwerere Argument...

Schon in der Fahrschule kann man solche Erfahrungen fürs spätere Autofahrerleben sammeln. Besonders glücklich ist dies, wenn man bereits in der dritten oder vierten Fahrstunde Gelegenheit hat, den ersten Schock zu verdauen, wenn der Bus fast auf gleicher Höhe sich doch noch dazu entschließt loszufahren - der Griff des Fahrlehrers in mein Lenkrad kam gerade noch rechtzeitig, um einen Auffahrunfall zu verhindern. Zum Glück war die linke Spur neben mir noch frei. So blieb es bei einem kräftigen Schreck - und einer wertvollen Erfahrung. Andererseits zahlt sich die Rücksichtnahme bisher aus: Fast alle Busfahrer haben in irgendeiner Weise zu erkennen gegeben, dass sie es durchaus zu schätzen wussten, wenn man sie durch eigenen Spurwechsel oder geringeres Tempo bei der Abfahrt nicht hinderte.

Aus der Sicht des Fahrgastes ist der Busfahrer ein sehr vielschichtiger Zeitgenosse: Je nach Fahrstil macht das Fahren im Oberdeck eines Doppeldeckers Spaß oder wird zu einer reinen Foltertour. Denn je ruckartiger der Herr (seltener die Dame) am Steuer bremst oder anfährt, desto stärker wird man als Fahrgast durchgeschüttelt. Besonders spaßig, wenn man keinen Sitzplatz hat, sondern in einem vollen Bus steht, ohne an einen Haltegriff zu gelangen - dann müssen die anderen Leidensgenossen eben als Auffänger dienen. Grimmige Gesichter und spitze Schmerzensschreie sind einem sicher.

Bevor man den Fahrstil des Busfahrers aber erst wirklich würdigen kann, muss man zunächst an Bord des Busses kommen. Falls man nicht schon an der Haltestelle steht, kann das schwierig werden, denn viele Fahrer kümmern sich einen feuchten Kehricht um Fahrgäste, die noch heftig winkend angerannt kommen, wenn die Türen schon geschlossen und der Bus im Anrollen ist. Ärgerlich, wenn es sich um einen Nachtbus handelt, der sowieso nur alle 20 bis 30 Minuten fährt und man im Zweifelsfall in einer Winternacht in der Kälte warten muss, nur weil sich der Busfahrer zu fein dafür war, seinen Bus noch einmal anzuhalten. Als ob er es wirklich so eilig hätte...

Andere Exemplare der Spezies "Berliner Busfahrer" wiederum sind aufmerksam, warten auch auf die sportlichen Fahrgäste und quittieren das atemlos gekeuchte "Danke!" mit einem gütigen Kopfnicken und einem "Is doch selbsverständlich!". Wieder andere tun geradeso, als hätten sie wie der liebe Gott einer armen Seele eine letzte Gnade erwiesen und ein Kniefall zum Dank sei das mindeste. Ja, hallo? Wo sind wir denn?

Ach, stimmt ja - wir sind in Berlin. Und die freundlichen, wartenden Busfahrer sind leider eine recht seltene Ausnahme. Hoffen wir, dass sich das auch mal ändern wird.

Thilo Wendland

Links:
Berliner Verkehrsbetriebe
Benimmschule für Busfahrer

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