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Berliner Platz (11): Unterwegs im Berliner Zoo

159 Jahre ist er alt, hatte Blütezeiten und erlitt im 2. Weltkrieg durch die Bombenhagel seine schwärzesten Stunden. Er ist der artenreichste seiner Art. Und er bietet für rund 14.000 Tiere ein Zuhause. Zugleich ist er ein echter Berliner: Der Berliner Zoo.

Er gehört zu Berlin wie kaum eine andere Institution. Er wird geliebt und er ist häufig Alleinerbe von Vermögen. Gerade die älteren Berliner verbringen dort so manchen Tag, einige kommen täglich, um ihre Lieblinge unter den Tieren zu besuchen. Dann stehen sie an den Glasscheiben, pochen dagegen und fachsimpeln über den Appetit von Sangha, Djambala oder Derrick und wie die Affen alle heißen. Dann wird diskutiert, warum der Affenvater Derrick heute mal rumtobt und erst durch seine beiden Frauen mit vereinten (Affen-)Kräften zur Vernunft gebracht und in einen anderen Teil des geräumigen Käfigs gedrängt wird.

Es ist sicher nicht leicht, ein Lieblingstier im Zoo zu finden, aber wenn es ein Zootier gab, das heiß und innig geliebt und über dessen viel zu frühen plötzlichen Tod wie bei einem Menschen getrauert wurde, dann war das der kleine asiatische Elefantenbulle Kiri. Noch nicht mal 1 Jahr alt, starb er an derselben Viruserkrankung wie sein Vater. Zu seiner unglaublichen Beliebtheit bei den Berlinern kam der Umstand, dass seine unerfahrene Mutter ihn nach der Geburt nicht annahm und er mit der Flasche, vielen Streicheleinheiten und viel Liebe seitens seines Pflegers aufgezogen werden musste.

Kiri war in seinem einzigen Sommer der Star des Zoos. Erschien der Kleine, aufgrund seiner empfindlichen Haut dick mit Sonnencreme eingecremt, mit seinem Pfleger und seinem gelben Spielball auf der kleinen Freianlage – nur durch einen Graben von den restlichen Elefanten getrennt – so strömten die Besucher heran und hatten ihren Spaß mit der Spielfreudigkeit Kiris. Die großen Elefanten standen auf der anderen Seite des Grabens und schauten zu und es schien, als würden auch sie den Kleinen belächeln, wenn er sich wie ein Kind mit einem Gartenschlauch nass spritzen ließ und davon nicht genug bekam. Ich war lange nicht mehr so oft im Zoo wie in jenem Jahr, als Kiri dort lebte. Mit seinem Tod verlor der Zoo eine Attraktion und viele Berliner ihr Lieblingstier. Heute ist Kiri im Naturkundemuseum zu besichtigen. Er hat noch immer seinen Spielball bei sich.
Das Schöne am Zoo ist, dass er sich immer wieder verändert. Es gibt laufend etwas zu entdecken und einige Erlebnisse vergisst man nicht so schnell. Als Kiris Mutter, Pang Pha, als Jungtier 1987 nach Berlin kam, war ich 7 Jahre alt. Es konnte dann während eines Zoobesuches passieren, dass einem das Elefantenmädchen mit ihrem Pfleger im Zoo begegnete... sie ging in seiner Begleitung spazieren. Gegen die Winterkälte trug sie eine Decke über dem Rücken. Seitdem ist Pang Pha für mich nicht einfach nur ein Elefant. Ich habe sie im Zoo aufwachsen sehen und wann immer ich im Zoo war und bin, gehe ich zum Elefantenhaus.

Der Zoo hat es angesichts der leeren Kassen Berlins und durch die Konkurrenz des ehemaligen Ostberliner Tierparks nicht leicht, aber er kann sich der Treue der Berliner sicher sein. Hohe Spenden und Erbteile sind keine Seltenheit und nicht zuletzt davon konnte ein großes Haus für die Pinguine gebaut werden. Allein die Königspinguine haben nun eine kleine Welt für sich und zugleich wird dem Besucher durch umfangreiche Schautafeln und ein ausgestelltes Pinguinfell die Welt der Pinguine und Robben näher gebracht.

Es gibt so vieles, was man über den Zoo erzählen könnte, über die Raubtiere mit ihrem Nachwuchs, über die beiden Pandas Bao Bao und YanYan, über die Huftiere und die Eisbäranlage. Will man alle Tiere im Zoo in Ruhe besuchen, kann man mehr als einen Tag einplanen. Es kommt ja doch immer anders und dann hängt man vor einem Gehege fest. Was bei mir in der Regel im Affenhaus der Fall ist – denn die beiden Affenkinder Sangha und Djambala könnte ich stundenlang beim Spielen beobachten.

Das beste ist: einfach selber in den Zoo gehen und diese Oase in der Großstadt genießen und auf sich wirken lassen.

Marit Bergner

Link:
Zoologischer Garten Berlin

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