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Lucas Cranach d.Ä. im Bucerius Kunstforum

Hamburger Kunstrevolutionen: Das Bucerius Kunstforum zeigt bis zum 13.07. "Lucas Cranach. Glaube, Mythologie und Moderne".

Zur Eröffnung des Bucerius Kunstforums am Hamburger Rathausmarkt griff Bürgerschaftspräsidentin Dr. Dorothee Stapelfeldt in die Vollen: "Wir Hamburgerinnen und Hamburger haben (...) einen Ort für Kultur gewonnen, der Anstöße geben und inspirieren wird." Ein innovatives Kunstforum mit zukunftsweisenden Konzepten – mitten in der Hamburger City? Na ja, man kann nie wissen.

Die erste Ausstellung, Picasso und die Mythen, ließ die schlimmsten Erwartungen wahr werden: Wem nichts mehr einfällt, der nimmt Picasso zum Thema. Und die revolutionären Konzepte beschränkten sich tatsächlich auf amüsante, aber völlig nebensächliche Details: Im Museumskaffee wurden die Leibspeisen Picassos offeriert, das Abaton-Kino zeigte "Mein Mann Picasso" von James Ivory und "Das Wunder Picasso" von Henri-Georges Clouzot.

Die "Picasso und die Mythen"-Ausstellung entpuppte sich als sinnentleerter Querschnitt durch das Werk des Spaniers, zwischen einigen Minotaurus-Darstellungen und einer Version des legendären Fahrradsattel-"Stierkopfs" hingen ein paar Dora-Maar-Porträts und das Absinthglas. Ganz abgesehen von dem zu bezweifelnden Sinngehalt der Konzeption blieb nicht einmal ihre Einheit gewahrt. "130 Arbeiten Picassos sind zu sehen und mit rund 40 Vergleichsobjekten aus anderen Kulturen in einer einmaligen Gesamtschau vereint", jubelte Frau Dr. Stapelfeldt. Das war am 13. Dezember 2002.

Inzwischen ist die zweite Schau angelaufen: "Lucas Cranach d.Ä. Glaube, Mythologie und Moderne". Nun ist Lucas Cranach kein Künstler, denn man als zeitlos aktuell bezeichnen könnte. Trotzdem bietet die Ausstellung einen interessanten Überblick über das Werk des Franken, und darüber hinaus ausschnittweise seine Einflüsse auf die moderne Kunst.

Zum 450. Todestag des Künstlers hängen in den Hallen des Forums sinnlich-zarte Frauendarstellungen (darunter der erste nicht-biblische Akt jenseits der Alpen, die Venus mit dem äpfelklauenden Amor), Bibelszenen und Reformatorenporträts (allen voran Luther, mit dem Cranach eine intensive Freundschaft pflegte). Einige Bilder von Kirchner, Heckel, Giacometti und Picasso veranschaulichen die Einflüsse des Renaissance-Künstlers auf die klassische Moderne. Wirklich aktuell sind drei Werke von Wunderlich, der in zeitgenössischem Manierismus Cranach-Motive wiederaufnimmt und in abstrahiertem Kitsch darstellt. So weit, so gut. Von revolutionären Konzepten kann keine Rede sein. Das Bucerius-Kunstforum ist vielmehr ein gemütlicher Ort für Touristen, die nach der Besichtigung des Rathauses ein wenig Kunst konsumieren wollen.

Frederic Valin

Link:
Bucerius Kunstforum

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