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CD-Tipps

Fannypack: So Stylistic

Neues aus Brooklyn: Mit Fannypack und ihrem Debütalbum "So Stylistic" stellt sich eine neue, sehr gewagte Combo vor, die keine Skrupel hat, so unterschiedliche Stile wie simple Electrobeats, Rap, Booty-Bass-HipHop, Dancehall, Dancefloor und Clubmusic miteinander zu mixen.

Fannypack: So Stylistic
Foto: edel Records
Entstanden ist eine ziemlich eigenwillige Mischung, die - nach einiger Gewöhnungszeit - durchaus originell und unterhaltsam ist. Hinter Fannypack stecken die drei Mädels Jessibel (17), Belinda (16) und Cat (21), die von den beiden recht renommierten New Yorker DJs "Big Black" Matt Goias und Fancy ausgerechnet beim Shoppingkarneval in der Brooklyner Fulton Street Mall entdeckt wurden.

Ihre schlichten Texte kreisen um die Themen Party, Feiern und Spaß, womit man eigentlich nie viel falsch machen kann. Auch wenn Fannypacks Musikstil manchmal eher an eine schlechte Kopie von Missy Elliot oder auch an längst vergessene Größen wie Kris Kross erinnert, sind ihre Songs allesamt zumindest flott und unkompliziert. Zwar wirken Lieder wie "System Boomin'" oder "Hey Mami" eher wie Versatzstücke aus Altbekanntem - abwechselungsreich ist "So Stylistic" aber in jedem Fall. Und schwer verdaulich auch.

Stefan Ewert

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Tape: #1

Eigentlich sollte man sich ja tierisch freuen, wenn eine in Deutschland beheimatete Band ihre eigene Musik schreibt, und weder mit der "Hilfe" irgendwelcher Castingshows, noch der eines hoch dotierten Produzententeams im Rücken eine Platte aufnimmt.

Tape: #1
Foto: eastwest
Und Tape machen es zunächst ja auch gar nicht so schlecht: die Songs sind durchaus catchy, haben Drive und Sängerin Dacia genug Stimme, um gegen die massive Gitarrenwand anzukommen. Auch die Rhythmussektion arbeitet vorbildlich.

Allerdings muss man sich doch die Frage nach der Daseinsberechtigung dieser Band stellen. Denn diese Nische auf dem deutschen Musikmarkt wird momentan ganz klar von den Guano Apes und Die Happy dominiert. Weiter fällt negativ ins Gewicht, dass die meisten Lieder sich trotz ihrer Eingängigkeit wie aufgemotzte C&A-Werbespot-Songs anhören. Da kann noch so schweres Produktionsgeschütz auffahren: es bleibt ein irgendwie leicht biederer Beigeschmack. Schade, denn zwei bis drei gute Lieder wirft das Album schon ab.

Daniel Iranyi

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Rio Reiser: Familienalbum - Eine Hommage

Rio Reiser gehörte zu Lebzeiten anders als Kurt Cobain oder Elvis Presley nicht zu den Helden, Idolen oder Legenden seiner Generation. Er wurde von den meisten akzeptiert, von vielen respektiert, aber nur die wenigsten liebten ihn. Einige dieser Bewunderer haben sich zusammengeschlossen und ein Tribut-Album aufgenommen.

Rio Reiser: Familienalbum
Foto: edel Records
46 war Rio Reiser, als er 1996 starb. Eigentlich kein Alter, und doch lag hinter ihm ein bewegtes Leben. Mit 20 begann er mit der Gruppe "Ton Steine Scherben" seine eindrucksvolle Karriere. 1985 trennte sich die Band, Rio machte solo weiter. Mit Songs wie "Junimond" und "König von Deutschland" feierte er noch große Erfolge.

"Familienalbum" bietet eine Menge. Eine Menge deutscher Stars: Fettes Brot, Nena, die Söhne Mannheims, Ferris MC, Wir sind Helden, Die Sterne und viele mehr. Und auch der Meister selbst meldet sich mit "Herzverloren" aus dem Jehnseits. Und einige der Songs sind wirklich gut: Die erste Single "Ich bin müde" von Fettes Brot ist schlichtweg sensationell, ebenso "Für immer und Dich" von Marianne Rosenberg oder Michels "Bald Zuhause".

Doch, wo Licht ist, ist nicht selten auch Schatten. So auch auf dem "Familienalbum". Echt hatten vor ein paar Jahren mit "Junimond" einen großen Hit. Auch Freundeskreis legten mit "Halt Dich an Deiner Liebe fest" eine sehr gelungene Reiser-Interpretation vor. Es ist unverständlich, wieso diese Versionen nicht auf dem Album sind. die von Marlon bzw. Wir sind Helden können daran überhaupt nicht anknüpfen. Somit ist das Familienalbum eine Ansammlung von vielen "echten" Familienmitgliedern und leider einigen "Stiefkindern".

Sachar Kriwoj

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Revis - "Places For Breathing"

In "Matrix Reloaded" sah man, wie Agent Smith, die Verkörperung des Bösen, die Fähigkeit entwickelte, sich innerhalb der Scheinwelt der Matrix zu klonen. Anscheinend hat nun der schreckliche Chad Kroeger, Frontman von Nickelback, auch einen Weg gefunden, um dies in unserer Realität zu tun. Damit es aber nicht ganz so plump ausschaut, bekommen die Bands natürlich ein leicht anderes Aussehen, sowie einen anderen Namen, wie z.B. "Theory Of A Madman" oder eben "Revis".

Revis: Places for Breathing
Foto: Sony Music
Der Sound ist jedoch der gleiche: sämige Midtempo-Rocker mit kernig-kraftvoller Stimme wechseln sich mit sämigen Midtempo-Balladen mit kernig-kraftvoller Stimme ab. Wow! Und damit das Ganze nicht völlig belanglos wird, sind die Gitarren auch extra fett getuned. Gähn!

Viel schlimmer ist jedoch folgender Gedanke: wenn Chad Kroeger sich nun musikalisch klonen kann, dann kann nur er diese Kette des Unheils beenden. Er würde damit zum Messias werden, der die Welt vor dem Tod durch von Nickelback-Klonen bedingten Tiefschlaf erlösen kann. Dann wäre er Fluch und Segen in einem. Ein interessanter und furcht einflößender Gedanke.

Daniel Iranyi

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Ursula Rucker: Silver Or Lead

Gut zwei Jahre nach ihrem erstaunlichen Debütalbum "Supa Sista" legt Ursula Rucker mit "Silver Or Lead" ihr zweite Platte vor. Entstanden ist dabei ein unverwechselbares und intensives Album.
Ursula Rucker: Silver Or Lead
Foto: Zomba
Allerdings ist die Musik der Sängerin aus Philadelphia auf den ersten Blick nicht leicht einzuordnen: Sie wechselt geschickt zwischen den Genres, mischt HipHop mit Jazz, Blues oder Elektronik und sogar mit Samba-Elementen.

Doch gelingt es ihr hervorragend, diese vielschichtige Klangwelten mit intelligenten, mitunter sozialkritischen Texten zu verbinden. Also getreu ihrem Motto: "HipHop is not a music category. It's a culture." Unterstützung erhält sie von hochklassigen Produzenten und Musikern wie Jazzanova, The Society, 4 Hero, Rob Yancey oder The Roots.

Mit Songs wie ihrer ersten Single "Release", bei der die mitreißenden Beats Lil Louie Vegas Ruckers leicht unterkühlte Stimme auf faszinierende Weise untermalt, oder auch "Untitled Flow" - zusammen mit King Britt - sind der HipHop-Poetin sehr überzeugende, wenn auch anspruchsvolle und nicht unbedingt fröhliche Stücke gelungen. Hörenswert.

Stefan Ewert

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Tom Albrecht: "Sing"

Vor 300.000 Zuschauern in 37 Städten auf der Bühne zu stehen - davon träumen viele Musiker. Für den 23-jährigen Tom Albrecht wird dieser Traum wahr. Er begleitet PUR auf deren aktueller Tour. Nun veröffentlichte er sein erstes Album "Sing".

Tom Albrecht: Sing
Foto: Polydor
Die Wahl von PUR, einen jungen, bisher kaum bekannten deutschen Sänger namens Tom Albrecht mit auf Tour zu nehmen, ist goldrichtig: Der Nachwuchsmusiker klingt nach PUR. Und das muss ja nicht immer schlecht sein.

"Sing" ist eine sehr romantische, persönliche Platte. In "Wir sind Eins", Albrechts erster Single, erzählt er die Geschichte von einem sehr guten Freund: "Er sitzt im Gefängnis, weil er sich gegen einen Angriff wehren musste. Mir geht seine Geschichte sehr nah - als ob unsere Freundschaft plötzlich ausgesetzt ist."

Albrecht fiel die Entscheidung, in seiner Muttersprache zu singen, nicht schwer: "Keine andere Sprache ist mir so nah, in keiner anderen kann ich so differenzieren und auf Zwischentöne achten." Und das merkt man in Songs wie "König meines Reichs" oder "Ticket zum Glück", die vom textlichen Anspruch an Herbert Grönemeyer erinnern.

Lediglich "Heimspiel", der letzte Track auf dem Album ist deplaziert und überflüssig. Darauf gibt sich Albrecht Oli P.-Klon und rappt. Das hat er auch schon früher in der Band "Wise Economicxs" getan, in Zukunft sollte er das aber lassen.

"Sing" ist ein gelungenes, sehr abwechslungsreiches deutsches Album, das allen PUR-Fans Hoffnung macht. Falls die Schwaben irgendwann in Rente gehen, steht mit Tom Albrecht ein würdiger Nachfolger bereit.

Sachar Kriwoj

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