brainstorms! dein onlinemagazin.
 bilder     magazin     b!fragt     interaktiv     mail 

 magazin »     unterhaltung  kino+kultur  musik  politik  sport  auto  berliner platz 
   

Charles Aznavour – der Chansonnier im Berliner ICC

Das Glück an diesem Abend ist schwarz. Denn schwarz ist der Anzug, in dem Charles Aznavour die Bühne betritt. Schwarzer Anzug, schwarzes Hemd, das Orchester in schwarz, einfach alles schwarz.

Charles Aznavour
Foto: EMI
Es gab Zeiten, da betrat der wohl letzte Chanson-Sänger seiner Generation die Bühne in rot gestreiften Socken. Doch das ist lange her, und man muss wissen, dass Monsieur Aznavour demnächst 80 wird. Aber welche Bedeutung hat schon das Alter, wenn es um Chansons geht? Sein Konzert im Berliner ICC brachte zumindest eine Erkenntnis: Bei Charles Aznavour ist das Alter relativ. Und die Zeit vergeht nicht, sondern die Vergangenheit lebt in ihr auf.

Mit »La bohême«, »Hier encore«, »Tu t'laisses aller«, »She« und »Sa jeunesse« bekamen die Gäste die altbewährten Lieder zu hören, die ihn vor mittlerweile schon Jahrzehnten bekannt machten, und für die sie ihn lieben. Kaum eines seiner alten Chansons, das nicht schon nach den ersten Akkorden beklatscht wurde. Aus Vorfreude, Aufregung oder was auch immer. Die 3000 Gäste waren nicht nur gekommen, um Charles Aznavour zu hören, sie wollten ihn erleben. Und seine »relativen« 80 Jahre waren ihm dabei nicht anzumerken.

Mit fester Stimme – auch noch nach zwei Stunden – sang und bewegte er sich über die Bühne des größten Saals im ICC, dass man es eigentlich nicht für möglich halten konnte. Es war dieses Gemisch aus französischem Gefühlsausdruck, Freude, Melancholie und vergangenen Zeiten, das eine Atmosphäre aufkommen ließ, die man nicht zu fassen vermochte. Und die wohl keiner der Anwesenden noch einmal zu erleben glaubte.

Denn eigentlich hatte Shahnour Varenagh Aznavourian, so sein bürgerlicher Name, seine Abschiedstournee schon vor vier Jahren hinter sich gebracht. Vielleicht war es seine neue CD »Je voyage«, die den Ausschlag für sein Wiedererscheinen auf der Bühne gab. Eher ist jedoch zu vermuten, dass er es einfach nicht bleiben lassen kann: Er kann wohl genauso wenig ohne sein Publikum wie sein Publikum ohne ihn.

Mit Altbekanntem zu überraschen – möglicherweise ist es das, was Charles Aznavour auszeichnet. Und das gelingt ihm ohne Einschränkung. Mit seinen Liedern über Jugend, Liebe und Erfüllung sorgt er für ein Durcheinander der Gefühle, dass man nicht weiß, wie einem im Moment geschieht. Was nach den zwei Stunden mit rotgeklatschten Handflächen und Standing Ovations geblieben ist, lässt sich in einem Wort beschreiben: Glück.

Tobias Händler

Link:
Charles Aznavours offizielle Website

Kaufempfehlung:
[CD] »Charles Aznavour: Je voyage« bei Amazon bestellen

frisch und neu
kino
musik
sport
politik
kultur
unterhaltung
bits+bytes
nach oben