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Corellis Mandoline

Noch selten war Krieg so idyllisch wie in diesem Film – doch die Realität holt sich auch hier ihr Recht.

Italienische Truppen fallen während des zweiten Weltkriegs in ganz Griechenland ein, und so wird auch das kleine Dorf Cephallonia besetzt. Captain Corelli führt diese Kompanie an, und er selbst nistet sich im Haus von Dr. Iannis ein. Dessen Tochter Pelagia macht keinen Hehl daraus, dass sie die italienischen Besetzer abgrundtief hasst, und auch für Corelli hat sie anfangs nichts als Verachtung übrig. Doch für einen Soldaten ist dieser äußerst friedfertig und nimmt statt einer Waffe lieber seine Mandoline in die Hand und betört sie zusehends mit den schönsten Opernklängen. Dabei vergisst sie doch glatt, dass sie eigentlich mit Mandras verlobt ist. Doch diesen hat der Krieg verändert und so wurde er vom friedliebenden Jungen zum Anführer der Befreiungsarmee von Griechenland. Als es für Corelli heißt den Stützpunkt abzubrechen, muss er sich entscheiden: Geht er zurück ins sichere Italien oder unterstützt er Mandras beim Kampf gegen die Nazis, um das Wohl von Pelagia gewährleisten zu können?

Nicolas Cage und Penelope Cruz als Liebespaar.
"Corellis Mandoline" ist eine Schmonzette wie sie im Buche steht. Gut neunzig Minuten lang sieht man nichts anderes als betretene Gesichter, schmachtende Hauptdarsteller mit tiefgründigen Dialogen und liebene Herzen, die sich langsam und ästethisch durch die Landschaft bewegen. Untermalt mit einem Soundtrack zum Dahinschmelzen und wunderschönen Landschaftaufnahmen wird das Publikum ebenso zum Träumen und zum Schmachten eingeladen. Dass das nicht jedermanns Sache ist, versteht sich von selbst. Wer sich aber auf die Langsamkeit des Films einlässt, der wird doch einigermaßen auf seine Kosten kommen, alle anderen dürften spätestens nach einer Stunde sanft entschlummert sein.

In Cephallonia ist der Krieg in weite Ferne gerückt. Sogar die Besatzer scheinen ihn kurzfristig vergessen zu haben und freunden sich nach und nach mit der heimischen Bevölkerung an. Um den Griechen die Scheu vor sich zu nehmen, hat Captain Corelli auch schon das passende Mittel parat. Mit Opernmusik versucht er das Eis zwischen den beiden Fronten zu brechen und wenn er auf seiner Mandoline zupft, schmilzt man unweigerlich dahin. Inwiefern es realistisch ist, dass sich ein Captain seine Einheit nach der Gesangeskunst der Männer aussuchen kann, sei mal dahingestellt, aber als Ausgangssituation für eine Romanze kann man das gerade noch durchgehen lassen.

Mehr als die Hälfte des Films kann man verfolgen, wie sich die beiden Liebenden von zwei verschiedenen Welten Schritt für Schritt näher kommen. Von der anfänglichen Abscheu geht man über zur Neugier, und wenn sich Corelli und Pelagia endlich in die Arme schließen, ist es aus mit der Glückseligkeit. Der Krieg holt die Liebenden ein und entzweit sie. Die darauffolgenden wüsten Schlachtszenen stehen dann im völligen Kontrast zu den ersten 90 Minuten. Manche Szenen sind dabei zwar ziemlich heftig, und ziemlich viele Tote plastern den Weg von Cephallonia, aber irgendwie verfolgt man das Gemetzel ungewöhnlich anteilnahmslos. Die tapferen, heldenreichen, stolzen Italiener müssen sich gegen die fiesen, hinterlistigen, dreisten Nazis (man sieht – hier ist die Rollenverteilung allzu eindeutig vergeben) behaupten, weil sie von den Deutschen – so wie es uns auch die Geschichte gelehrt hat – hintergangen wurden.

Ein Besuch lohnt sich allein wegen der Naturaufnahmen.
Doch auch der Krieg geht vorbei, und leider hat es Regisseur John Madden dann versäumt, den Film einige Minuten früher enden zu lassen. Bevor der Abspann über die Leinwand läuft, vergehen gut und gerne noch einmal zwanzig langgezogene Minuten, welche dem Zuschauer schon ungeduldig auf das Ende warten lassen. Die betretenen Gesichter vom Beginn kehren zurück und machen dort weiter, wo sie vom Krieg unterbrochen worden sind. Für ein richtig melancholisches Ende sind diese zwar unabdingbar, aber man hätte das Ganze ruhig ein wenig straffen können.

Wie man es bereits aus dieser Kritik herauslesen kann: "Corellis Mandoline" ist ein kitschiger Liebesfilm, der allerdings durch exzellente Schauspieler (Nicolas Cage als singender Italiener überzeugt auf der ganzen Linie) und einer eigenen Ästethik durchaus zu gefallen weiß. Perfekt ist der Film auf keinen Fall, aber wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung in den Saal geht, bekommt man einen Film mit viel Herz geliefert, der einem mitunter sehr berühren kann. Für einen Fun-Abend allerdings ist er völlig ungeeignet.

"Corellis Mandoline" ist ein edler Liebesfilm vor traumhafter Kulisse allerdings mit einigen Längen dem Ende zu und mit Sicherheit ein Film, den man mit dem richtigen Gemütszustand ansehen muss um ihn genießen zu können.

Claus Schlamadinger

Links:
Die offizielle Seite zum Film

Corellis Mandoline läuft am 1.11.2001 in den deutschen Kinos an.

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