Eine wilde Persiflage: "Derrick - die Pflicht ruft!"
Von 1974 bis 1998 gehörte die Krimiserie "Derrick" zum festen
Inventar freitäglicher Fernsehunterhaltung im ZDF: Münchens
fähigster Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert) und
sein Assistent Harry Klein (Fritz Wepper) suchten in insgesamt
281 Folgen erfolgreich nach Mördern und anderen finsteren
Gestalten. Wie kaum eine andere Fernsehserie prägte "Derrick"
obendrein auch das Bild Deutschlands im Ausland, denn das ZDF
konnte die Krimi-Folgen in über 100 Länder weltweit verkaufen.
Bei all diesen Meriten verwundert es nicht, dass nun endlich
mit "Derrick - die Pflicht ruft" eine Kinoversion dieser
legendären Reihe produziert wurde. Wenn auch anders als von einigen
Puristen vielleicht vermutet: Denn dieser Derrick ist ein
Zeichentrickfilm! Und dann noch eine Parodie. Kann so etwas
mit einer solch ehrenvollen Gestalt wie dem Münchner Oberinspektor
gutgehen?
Die Antwort lautet: Versuch bedingt gelungen. Regisseur Michael
Schaack (Werner, Käpt'n Blaubär u.a.) engagierte zwar für sein
Projekt Horst Tappert und Harry Klein als Synchronstimmen
ihrer gezeichneten Figuren und ließ die beiden auch stilecht
in München-Grünwald ermitteln, doch die etwas durchsichtige
Geschichte um mysteriöse Mordanschläge im Vorfeld der
deutschen Grand-Prix-Vorentscheidung wirkt seltsam um Witz
und Spannung bemüht - obwohl es für Kenner der Derrick-Materie
recht unterhaltsam ist zu sehen, mit welcher Genauigkeit unverkennbare
Elemente des Serienvorbildes ("Harry, hol schon mal den Wagen" etc.)
liebevoll satirisch überzeichnet werden.
Für weiteres Schmunzeln sorgen höchst skurril dargestellte
Typen wie der zwielichtige Schlagerkönig Arno Hello (Stimme: Gustav
Peter Wöhler, Gesang: Jürgen Drews) und sein sächselnder Gehilfe
Dr. Zark (Stimme: Wolfgang Stumpf). Die Persiflage auf die
glitzernde Schlagerwelt in ihrer ganzen Austauschbarkeit sowie
ihren fragwürdigen Liedern - der Song von Arno Hello klingt
in jedem Fall massentauglich - ist auf diese Weise zweifellos
gelungen. So gut übrigens, dass auch der Titelsong zum Film,
"Ich schenk Dir mein Herz" von Tina Frank, mit dem sie ja
beim echten Vorentscheid zum Eurovision Song Contest
teilnahm, eine Parodie der Gesangsbranche sein könnte.
Dennoch sind die Schwächen in der spannungsarmen Geschichte
nicht zu übersehen. Wer also einen echten Derrick-Krimi erwartet,
wird eher enttäuscht. Am Ende bleibt ein zwiespältiger Eindruck:
Gute Idee, aber mäßige Umsetzung. Dem großen Original wird der
Zeichentrick-Derrick jedenfalls nicht vollends gerecht.
Stefan Ewert
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