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Deutschland auf dem Boden der Tatsachen

Auf dem Weg zur WM-Qualifikation hat die deutsche Nationalmannschaft einen schweren Rückschlag erlitten: Sie wurde in München von England demontiert und verlor 1:5.

Jetzt wird das große Weinen wieder losgehen. Vor etwas länger als einem Jahr war es das letzte Mal so weit. Da schied Deutschland in der Vorrunde der EM sang- und klanglos aus. Damals sagten Kritiker, daß Deutschland in den nächsten Jahren keine führende Rolle im Spitzenfußball spielen könne, weil der Nachwuchs schlecht ist und die Talente fehlen.

Dann kam das Drama um Daum, Völler sprang ein, wurde mehr als nur eine Übergangslösung und hat es geschafft, der Nationalmannschaft ein neues Gesicht - aber, was viel mehr zählt, ein neues Image, zu verpassen. Es kamen junge Spieler wie Deisler, Kehl, Asamoah, Klose - und plötzlich wurde die Nationalmannschaft wieder gefeiert. Sie gewann ihre Spiele - zum Teil auch deutlich wie gegen Ungarn. Eine neue Euphorie entstand - bis zum 1. September 2001, als Deutschland England unterlag. Nun soll alles also wieder schlecht sein. Man mag sich kaum vorstellen, was nun über uns kommen wird: die gleichen Diskussionen wie nach der EM 2000. Schlechter Nachwuchs, schlechte Förderung der Talente usw.
Dabei ist das Hauptproblem der Nationalmannschaft - und da darf man auch nicht Rudi Völler aus der Verantwortung nehmen - nicht der Sturm, der immer wieder als zu dünn besetzt gilt, sondern die Abwehr. Erstens fand in der Abwehr kein Umbruch statt: Es spielen eben die Spieler, die auch schon bei der EM die deutschen Farben trugen: Nowotny, Linke und Wörns. Sie sind zwar alle Stammspieler bei Topvereinen, doch zusammen fehlt da die Zuordnung. Schon gegen Ungarn, als nur Linke spielen konnte, gab es große Defizite im Zweikampfverhalten und der Zuordnung. Doch da sprach man nur über die Geburt einer neuen Mannschaft um Kehl und Deisler. Man darf jetzt nicht den Fehler machen und alles, was im letzten Jahr gewachsen und gereift ist, schlecht machen. Es gibt gute junge Spieler in Deutschland, die noch reifen müssen.

Und man muß jetzt der Nationalmannschaft auch ein defensives Spiel erlauben, in der sie versuchen, ihre eklatante Abwehrschwäche zu beheben. Aus dem England-Spiel war nämlich deutlich zu sehen, daß diese Spieler Lust haben, die deutschen Farben zu vertreten, die sich Chancen erspielen. Ihnen fehlt nur noch die Disziplin und die Cleverneß, hinten sicher zu stehen. Diese Mannschaft ist stärker und weiter als die bei der EM 2000, aber sie ist noch lange nicht so stark wie die bei der EM 1996, und es wird auch noch lange dauern, bis es wieder eine so starke Mannschaft geben wird.

Sachar Kriwoj

Links:
www.kicker.de
www.sueddeutsche.de

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