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Die innere Gestimmtheit Deutschlands: PISA, Hartz-Vorschläge und die WM

Am vergangenen Sonntag konnte Deutschland kollektiv aufatmen: Nach vielen Rückschlägen und schlechten Nachrichten aus Politik und Wirtschaft feierte immerhin die Fußball-Nationalmannschaft im fernen Yokohama die Vizeweltmeisterschaft. Balsam für die geplagte deutsche Seele.

Fröhlicher, unbeschwerter Jubel auf den Straßen über einen Titel, der leider keinerlei offizielle Auswirkungen hat, aber doch beruhigt: So schlimm kann es ja um das Land nicht stehen, wenn wir doch wenigstens im Fußball wieder mithalten können. Schließlich war den deutschen Fans des Ballzaubers die letzte Europameisterschaft noch in unguter Erinnerung, als das Team mit seiner blamablen Leistung ein unfreiwilliges Spiegelbild der Gesellschaft abgab.

Denn Deutschland hat strukturelle Probleme: Rente, Arbeitslosigkeit, Bildungsmisere, der unbefriedigende Stand der deutschen Einheit und und und. Darüber hilft leider auch kein WM-Titel, erst recht kein zweiter Platz hinweg. Aber er kann motivieren: Zu größerer Entschlossenheit, diese Probleme anzugehen und die schon lange diskutierten, bislang jedoch aufgeschobenen Reformen durchzuführen.

Der Politik, dem um die Wiederwahl bangenden Kanzler liegen genügend Vorschläge auf dem Tisch. Wie nötig es ist, diese umzusetzen, den berühmten "Ruck" des Roman Herzog Wirklichkeit werden zu lassen, zeigt sehr luzid die PISA-Studie. Sowohl die weltweite wie auch die deutschlandinterne. Vieles liegt im Bildungssystem im Argen, die teilweise ideologischen Konzepte der 70er Jahre zur Zukunft der Schule sind gescheitert.

Nun muß man das bildungspolitische Runder herumreißen, nur setzt sofort ein kleinlicher Streit zwischen dem Bund und den Ländern, zwischen den beiden Volksparteien, den Gewerkschaften und Arbeitgebern um die Kompetenzen, Konzepte und die Richtung dieser Reform ein. So ist es eigentlich bei allen Themen, auch bei den erstaunlichen Vorschlägen der Hartz-Kommission zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

Zwar gibt es keinen Königsweg, doch es muß den Beteiligten gelingen, den Reformstau in allen Bereichen aufzulösen. Die rot-grüne Koalition hat hierzu viel versprochen, die großen Problembrocken aber nicht grundlegend angepackt. Die CDU/CSU wiederum versucht den Spagat, zwar nach der Wahl vieles anders und besser machen zu wollen, aber ohne dem Bürger klar zu sagen, was auf diese an Einschnitten oder Veränderungen zukommen könnte. Und die FDP, die ja immerhin einen Kanzlerkandidaten stellt, sieht die Lösung für alle Probleme Deutschlands in einer kleinen, dümmlichen Zahlenanreihung: "15 % , 25 %, 35 %".

Taten also statt Sonntagsreden. Aufgekrempelte Ärmel wie bei der Weltmeisterschaft. Denn dort hat die Mannschaft bewiesen, was möglich sein kann, wenn man denn nur will. Ein Vorbild für das ganze Land.

Stefan Ewert

Links:
Was ist Hartz?
Die ZEIT klärt über Pisa auf
Mehr zu Hartz in der Netzeitung

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