brainstorms! dein onlinemagazin.
 bilder     magazin     b!fragt     interaktiv     mail 

 magazin »     unterhaltung  kino+kultur  musik  politik  sport  auto  berliner platz 
   

Driven

"Driven" ist wahrlich kein Meisterwerk, aber auch nicht so schlecht, wie es uns die meisten Kritiken weismachen wollen.

Vor fünf Jahren hat sich Joe Tanto nach einem fürchterlichen Crash aus der Cart-Serie zurückgezogen, doch ein Anruf seines ehemaligen Teamchefs Carl Henry veranlasst ihn zu einem Comeback. Er soll den Newcomer Jimmy Bly auf den rechten Weg führen, der zwar im Laufe der Saison den regierenden Champion Beau Brandenburg gehörig zusetzten konnte, aber in der entscheidenden Phase der Meisterschaft Fehler zu machen beginnt. Tanto übernimmt den Platz von Blys Teamkollegen Memo, der seine Rücksetzung nach außen hin völlig gelassen hinnimmt. Allerdings ist es nicht so leicht für Tanto, Bly seine Erfahrungen zu vermitteln, wird er doch von dessen Manager und Bruder Demille abgeschirmt und verdreht ihm Boxenluder Sophia gehörig den Kopf. Langsam aber sicher raufen sich die beiden zusammen, und als vor dem letzten Rennen Bly einen Sieg benötigt, um die Meisterschaft zu gewinnen, biegen Beau Brandenburg und er Kopf an Kopf in die Zielgerade ein....

Der Fiesling bekommt die Schönheit.
Aufgrund zahlreicher Horrormeldungen über die Qualität dieses Films, ging ich mit eher gemischten Gefühlen in die Vorstellung und hatte mir eigentlich vorgenommen, diesen Film definitiv nicht zu mögen. Doch angesagte Verrisse finden nur selten statt, und auch in diesem Fall ist "Driven" gerade noch von der Schippe gesprungen. Das heißt aber noch lange nicht, dass es sehr viel Positives über Handlung, Schauspieler und Special Effects zu berichten gibt.

Der Film lebt einzig und alleine vom rasanten Renngeschehen. Wenn sich die Karts heiße Überholmanöver liefern, drehen, durch die Luft fliegen und explodieren, kommt eine gehörige Portion Spannung auf, selbst sogar dann, wenn die Special Effects-Abteilung gehörig gepatzt hat und die Karts eher an vor die Kamera geworfene Matchboxautos, denn an tonnenschwere Boliden erinnern. Dies sieht teilweise extrem peinlich aus und steht damit im krassen Widerspruch zu dem, was Sylvester Stallone nach langer Recherche im Formel 1-Lager versprochen hat: Einen realistischen Rennfilm zu drehen. Wenn er das auch wirklich ernst gemeint hat, dann frage ich mich doch, in welchem Rennen der Weltmeisterschaft er gesehen hat, wie ein Rennauto die Kerbs als Sprungschanze verwendet. Aufgrund von horrenden Forderungen von Zampano Bernie Ecclestone, verlagerte Stallone das Geschehen in die Kart-Serie, doch er hat dennoch jede Menge Details der Formel 1 in den Film gerettet. So ist zum Beispiel der Teamchef von Bly und Tanto an den Rollstuhl gefesselt und soll daher sicher nicht nur zufällig an Frank Williams erinnern.

So unterhaltsam der Film auf der Strecke auch ist, so sehr stinkt er abseits davon ab. Pseudomoralische Sprüche, vorgetragen von Hollywoods B- und C-Garde wirken in diesem Film völlig deplaziert, überbrücken sie doch nur die Zeit bis zum nächsten Crash. Sylvester Stallone und Burt Reynolds machen ihre Sache zwar recht gut und Til Schweiger als Michael Schuhmacher-Verschnitt gibt noch das Beste in diesem Ensemble, doch der Rest der Besetzung kann man getrost in die Kategorie "hoffentlich können die das auch besser als hier gezeigt" einordnen. Nicht besser dürfte es wohl Estella Warren können, die zwar hier zeigt, dass sie fähig ist, mehr als vier Wörter hintereinander zu sagen (was für eine Steigerung nach "Planet der Affen"), aber genau so wie Kip Pardue wohl zu nicht mehr als bloß als optischer Aufputz zu gebrauchen ist. Bemerkenswert aus anderer Hinsicht ist dann nur noch der Auftritt von Robert Sean Leonard, der wohl bei jedem "Jim Carrey"-look-alike Wettbewerb als klarer Sieger hervorgehen würde.

Ein »bißchen Crash« ist immer gut.
Was bei den verschiedenen Charakteren fehlt und was wohl ein wenig mehr Tiefe in den Film gebracht hätte, ist, dass sämtliche Figuren nur eine vage bis gar keine Vergangenheit haben. Warum hat Joe Tanto damals aufgehört, und warum lässt er sich so einfach überreden, wieder ins Cockpit zu steigen? Aus welchen Verhältnissen kommt Jimmy Bly? Was ist schief gelaufen in der Ehe zwischen Tanto und seiner Ex-Frau? Viele dieser Fragen werden zwar angeschnitten, aber viel erfährt man nicht, was es einem leichter gemacht hätte sich in den Charakter einzufühlen.

Zusammenfassend kann man sagen: Befindet sich die Handlung auf der Strecke, so ist Actionspezialist Renny Harlin ein recht durchwachsenes Fun-Movie gelungen. Versucht man allerdings abseits der Rennen einen Hauch von Dramatik einzubauen, so geht dies meistens aufgrund eines wahrlich miesen Drehbuchs (neben der Hauptrolle und der Produktion ist auch das Drehbuch von Stallone) nur in den seltensten Fällen gut. So unrealistisch die Rennszenen auch sein mögen - aber wenn Jimmy Bly und Beau Brandenburg Kopf an Kopf in die Zielgerade einbiegen, könnte man sich durchaus dabei ertappen, wie man ein wenig nervös im Kinosessel herum wetzt.

"Driven" baut trotz schauspielerischer Minimalleistung und teilweise peinlicher Special Effects eine Menge Spannung auf auf und könnte für einen Funabend ohne Anspruch auf intellektuelle Unterhaltung durchaus seine Fans finden.

Claus Schlamadinger

Links:
Offizielle Seite zum Film

Driven startet in den deutschen Kinos am 15.11.2001.

frisch und neu
kino
musik
sport
politik
kultur
unterhaltung
bits+bytes
nach oben