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Jonathan Safran Foer: »Alles ist erleuchtet«

Dem US-Amerikaner Jonathan Safran Foer, Jahrgang 1977, ist mit seinem Erstling "Alles ist erleuchtet" ein bemerkenswertes und zugleich ungewöhnliches Buch gelungen. Foer, der in Princeton Literatur und Philosophie studiert hat, beschreibt die abenteuerliche Reise eines jungen Mannes, der aus den USA in die Ukraine kommt, um vor Ort die Spuren seiner eigenen Familiengeschichte zu suchen.

"Rein zufällig" heißt dieser Spurensucher Jonathan Safran Foer. Es ist nicht die einzige Überraschung in diesem Roman, der nicht autobiographisch sein soll, es aber zumindest sein könnte. Fiktion und Wirklichkeit, Passiertes und Erdachtes, besonders aber Vergangenheit und Gegenwart gehen zusehens ineinander über.

Begleitet wird der junge Mann auf Selbstfindung von den Einheimischen Alexander, dessen Vater und Großvater sowie dem Familienhund Sammy Davis Jr. Jr. Diese skurrile Reisegesellschaft taucht tief ein in die eigene Vergangenheit und die ukrainische Gegenwart. Ziel des Trips in die Provinz ist der verschlafene Schtetl Trachimbrod, wo Foer eine Frau zu finden hofft, die seinen Großvater vor dem Holocaust gerettet haben soll.

Die Familiengeschichte des jungen Amerikaners, aber auch die seiner ukrainischen Begleiter, wird peu á peu auf geschickte Weise ausgebreitet. So lassen sich viele Leben und Charaktere besichtigen. Zusätzlich wird die tragische Entwicklung des Schtetls und seiner Bewohner über mehrere Jahrhunderte beleuchtet. Der Holocaust allerdings zerstört die Idylle jüdisch-ukrainischen Lebens, von der der Autor Foer so beredt berichtet.

Der Roman ist Reisebericht, Rückblick und Kunstbrief zugleich. Zwar relativ komplex konstruiert, aber gut nachvollziehbar. Als Kostprobe des ironischen Erzählstils mag diese Stelle gelten: "Jankel hatte zwei Kinder verloren, das eine durch Fieber, das andere durch die Mühle, die seit ihrer Eröffnung jedes Jahr einen Einwohner des Schtetls das Leben gekostet hatte. Er hatte auch seine Frau verloren, allerdings nicht durch den Tod, sondern durch einen anderen Mann." Dieser lakonische Duktus hilft Foer – auch hier ist der Autor selbst, nicht der Held des Buches gemeint – auch die Schrecken des Holocausts zu schildern.

Das Spiel mit der Sprache und ihren verschiedenen Ebenen zieht sich durch die gesamte Erzählung. Dabei werden interessante Weisheiten zutage gefördert. So ist es die Mutter von Alexander, die den Kern des menschlichen Zusammenlebens in knappen Worten umreißt: "Eines Tages wirst du für mich Dinge tun, die du hasst. Das bedeutet es, eine Familie zu sein."

Wie bereits gesagt: Das Leben bietet sich in diesem Buch in seiner ganzen Bandbreite dar.

Wir danken dem Verlag Kiepenheuer und Witsch für die Übersendung des Rezensionsexemplars.

Stefan Ewert

Link:
Kiepenheuer und Witsch

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