brainstorms! dein onlinemagazin.
 bilder     magazin     b!fragt     interaktiv     mail 

 magazin »     unterhaltung  kino+kultur  musik  politik  sport  auto  berliner platz 
   

The Gift

Obwohl "The Gift" erstklassig besetzt ist, scheint es, als ob es den Machern nicht gelungen ist, einen bereits bestehenden guten Plot ebenso gut zu kopieren.

Die Witwe Annie Wilson verfügt über die Gabe, in die Zukunft blicken zu können und deshalb verdient sie sich ihren Lebensunterhalt damit, anderen Leuten die Karten zu legen. Ihre beste Kundin ist Valerie, welche einerseits panische Angst vor ihrem Mann Donnie hat, ihn allerdings um nichts auf der Welt verlassen würde. Donnie erfährt, dass Annie ständig versucht, seine Frau zu überreden, dass sie ihn doch verlasse und stattet ihr mehrere unangenehme Besuche ab.

Kein schöner Anblick.
Zur gleichen Zeit beschließen Wayne Collins und Jessica King den Bund fürs Leben einzugehen, doch das Glück der beiden soll nicht von langer Dauer sein. Annie sieht in einer Vision Unheil heranziehen: Schon kurz darauf wird Jessica als vermisst gemeldet. In einer anderen fürchterlichen Vision kann Annie die Polizei zum Leichnam der jungen Frau führen. Durch den Fundort fällt der Verdacht sofort auf Donnie. Dieser beteuert zwar von Anfang an seine Unschuld, doch all das hilft ihm nichts. Er wird vor Gericht gestellt – und für schuldig befunden. Spätestens nach der darauf folgenden Vision weiß Annie allerdings: Donnie kann nicht der Mörder gewesen sein und deshalb muss sie äußerst vorsichtig agieren. Der eigentliche Täter rennt noch frei herum und weiß von Annies Fähigkeiten...

Seit "Sixth Sense" vor zwei Jahren in unseren Kinos lief, fanden einige Regisseure Gefallen an der Vorstellung, einen Mystery-Thriller zu drehen. So entstanden unter anderem das überdurchschnittlich gute "Echoes", das mittelmäßige "Schatten der Wahrheit" und auch der Quasi-Nachfolger zum sechsten Sinn "Unbreakable". Nun legt Regisseur Sam Raimi mit "The Gift" nach – und das ist mindestens genauso unnötig wie ein Loch im Bauch.

Ist er wirklich der Schuldige?
Kurz gesagt: Wer die eben genannten Filme bereits gesehen hat, dem wird "The Gift" nichts Neues mehr bieten, und auch dessen Schockelemente werden wohl den meisten nur ein müdes Lächeln entlocken. Der Kick bei Filmen dieser Art ist es, in bestimmten Szenen vor Schreck im Kinosessel aufzuschrecken und seine Fingernägel vorsichtshalber an sicherer Stelle zu platzieren, doch bei "The Gift" wird man schon Sekunden vor solchen Schockern auf den Schreck vorbereitet (der Gag mit der Badewanne ist schon uralt) und auch die teilweise viel zu weit am Geschehen weg postierte Kamera raubt viel von der düsteren, unheimlichen Atmosphäre. Damit hat man eigentlich schon das Potential für einen Spitzenfilm verspielt, leben Mystery-Thriller doch vom Schrecken des Publikums.

In der ersten Stunde erinnert der Film ein wenig an "The Pledge". Nicht, dass die beiden Handlungen irgend etwas gemeinsam hätten, aber genau so schleppend baut sich die Handlung auf und hier wie da sorgen einzig großartige Leistungen der Schauspieler dafür, dass man auch noch nach einigen Leerläufen gerne zusieht. Cate Blanchett als überforderte, verzweifelte Hellseherin mit grauenhafter Gabe ist ebenso überzeugend wie (und das ist etwas überraschend) Keanu Reeves als frauenschlagender, grölender Brutalo, dem man den Mord scheinbar bombensicher nachweisen kann. Etwas stark konstruiert wirkt der Handlungsstrang rund um Giovanni Ribisi, der als labiler Buddy aber ebenfalls erneut eine tolle Leistung abliefert. Greg Kinnear, Hilary Swank und Katie Holmes ergänzen einen wahrlich stark besetzten Film mit kleinen, aber wesentlichen Nebenrollen.

So richtig Schwung kommt erst hinein, als Donnie Barksdale vor Gericht steht, und dem stadtbekannten Tyrannen kein Mensch glaubt. Annies Visionen bleiben aufrecht, und langsam beginnt sich vor ihrem geistigen Auge der wahre Täter zu formen. Allzu viel über das weitere Geschehen darf aus Gründen der Spannung nicht verraten werden – nur soviel: Den eigentlichen Mörder zu erraten ist nicht allzu schwierig, aber wenigstens ist die Auflösung kein Reinfall (wie z.B. bei "Der Knochenjäger"). Wenn man sagen würde, der Film plätschert von Anfang bis zum Ende nur vor sich hin, dann tut man ihm sicherlich unrecht, aber unter einem Mystery-Thriller mit Schockelementen ist man anderes gewohnt.

"The Gift" ist eine sehr gut besetzte, allerdings auch eine ziemlich ideenlose Kopie, welche vergeblich versucht auf der Mystery-Schiene neue Akzente zu setzen.

Claus Schlamadinger

Links:
Offizielle Seite

frisch und neu
kino
musik
sport
politik
kultur
unterhaltung
bits+bytes
nach oben