Green Day: Mit neuem Album auf den Spuren der Ramones

Green Day: American Idiot

Nun, da die Ramones nicht mehr nebeneinander aus der Bühne stehen, sondern eher nebeneinander auf den Friedhof liegen, ist es an der Zeit, nach einem gebürtigen Nachfolger für den freigewordenen Thron des Punkrock Ausschau zu halten. Die verschollen geglaubten Jungs von Green Day machen dabei den größten Anstand und kommen mit ihrem neuen Album "American Idiot" dem Ganzen ein gewaltiges Stück näher.

Green Day: American Idiot
Foto: Warner Music
Zehn Jahre sind nach ihrem Erfolgsalbum "Dookie" ins Land gezogen. In dieser Zeit wurden zwar weitere Alben der drei Jungs aus Kalifornien veröffentlicht, kamen dabei aber nie an die Aura dieses Evergreens heran. Anno 2004 steht nun ihr neues (Konzept-)Album mit dem Namen "American Idiot" in den Läden dieser Welt. Um das Erwachsenwerden in dieser wenig lebenswerten Welt, um Rebellion und Freundschaft, um Gewalt und den Tod aller Illusionen geht es dann auch in den Texten, allesamt mehr als aussagekräftig formuliert.

Der Kern des Albums bilden die beiden 9-minütigen Fünfteiler "Jesus Of Suburbia" und "Homecoming". Die Geschichte dreht sich um drei Personen (Jesus Of Suburbia, St. Jimmy, Whatsername), die jede auf ihre Weise versuchen, mit den herrschenden Zuständen umzugehen. Hoffnungslos und desillusioniert erscheint ihre Welt. Flucht aus dem Alltag, Verzweiflung und Wut beherrscht die Szenerie. Die Situation der drei Protagonisten deckt sich mit dem Bild, das Bush-Gegner von der aktuellen Lage der USA haben, zu denen sich auch Green Day zählen.

Neben straight rockigen Stücken wie "American Idiot", "St. Jimmy" oder "She's A Rebel", die zwar musikalisch nichts Neues bieten und den typischen Sound von Green Day widerspiegeln, dabei textlich aber durchaus überzeugen, gibt es auf dem Album auch klasse Balladen wie "Are We The Waiting" oder "Wake Me Up When September Ends" sowie ruhigere, jedoch nicht allzu langsame Songs wie "Give Me Novacaine" oder "Whatsername".

In den 57 Minuten Laufzeit verbergen sich auch eine ganze Menge kleinerer musikalischer Gimmicks wie beispielsweise Kindergesang, afrikanische Holztrommeln oder hawaiianisch anmutende Gitarreklänge. Dabei ist es gewiss nicht übermäßig experimentell eher überdurchschnittlich abwechslungsreich und vor allem: So viele Singalongs und Tanzbodenbrecher wie auf "American Idiot" hatten Green Day selbst zu "Dookie"-Zeiten nicht im Programm.

Diejenigen, die Green Day immer noch neben Bands wie Sum 41 oder Good Charlotte angesiedelt sehen, werden jetzt also endgültig eines besseren belehrt, den mit "American Idiot" gelingt Green Day nach zehn Jahren endlich wieder ein bahnbrechendes Punkrock-Album.

André Depcke

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