In The Cut

Natürlich, Sie dürfen sich "In The Cut" als den Film merken, in dem Everybody's Darling Meg Ryan all diese Sexszenen hatte. Um es anders zu sagen: Sie sollen sich vermutlich "In The Cut" als den Film merken, in dem Meg Ryan all diese Sexszenen hatte. Der Rest des im Vorfeld viel diskutierten Streifens ist nämlich größtenteils eher zum Vergessen.

Foto: Senator
Das bisschen Story: Englischlehrerin Frannie (Ryan) beobachtet auf der Toilette einer Bar ein Pärchen beim Oralverkehr. Wenig später steht die Polizei in Form von Detective Malloy (Mark Ruffalo, zuletzt in "Vergiss mein nicht!" zu sehen) bei Frannie vor der Tür: In der Nachbarschaft gab es einen grausamen Mord, der abgetrennte Kopf des Opfers lag vor Frannies Fenster – und gehörte, wie sich später herausstellen soll, dem Mädchen aus besagter Bar.

Als Frannie wenig später auch noch in einer Seitenstraße überfallen wird, bekommt sie's endgültig mit der Angst zu tun – aber zum Glück kann sie ja noch beim rauen Malloy Zuflucht suchen.

Klingt wenig originell, aber nicht prinzipiell verkehrt. Was ein schwüler "Summer in the City"-Erotikthriller hätte werden können, wird schnell zunächst albern, dann langweilig. Die angefangene Story wird zwischenzeitlich komplett liegen gelassen, um den erwähnten zahlreichen Sexszenen Platz zu machen, was noch tragbar wäre, wenn der Film wenigstens zugäbe, dass es ihm um nichts anderes geht.

Foto: Senator
Stattdessen jedoch versucht Drehbuchautorin und Regisseurin Jane Campion, "In The Cut" mit allen nur denkbaren billigen Tricks interessanter zu machen, als er ist – von der mehrmals und jedes Mal unmotivierter eingearbeiteten Erinnerung an die Verlobung ihrer Eltern (als Verbindung dient in diesem Fall, dass der Mörder stets Verlobungsringe am Ringfinger seiner Opfer hinterlässt) über Frannys über einer Stripbar wohnende, in ihren Arzt verliebte Schwester Pauline (Jennifer Jason Leigh) bis zu den vorgeblich inhaltschwangeren "Poetry in Transit"-Kurzgedichten, die Franny täglich in der U-Bahn sieht und dann geheimnisvoll nachflüstert oder in ihr Notizbuch kritzelt.

Ein Lichtblick bei all dem bleibt: die wunderbar unverbrauchten Aufnahmen des in der Sommerhitze schwitzenden New Yorks sind schlicht fantastisch, und dass Campion das weiß, zeigt die letzte Zeile des Abspanns, in der es stolz "zu 100% in New York gefilmt" heißt. Ebenso viel Bewusstmachung über den Rest des Films hätte "In The Cut" vielleicht vor dem Ersticken in der eigenen fadenscheinigen pseudo-poetischen Ambition gerettet.

Friedrich Reip

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