Jens Friebe: Vorher Nachher Bilder

Bring uns zum Weinen – Lieder mit Botschaft

Ein potentielles Lieblings-Album erkennt man leicht. Nach dem Einspeichern der persönlichen Favoriten stutzt man kurz, vergleicht Display und Tracklist, und stellt dann überrascht, dass man tatsächlich ALLE Songs einprogrammiert hat.

Jens Friebe: Vorher Nachher Bilder
Foto: Indigo

Jens Friebe ist so ein Fall. Mit seinem Debut "Vorher/ Nachher/ Bilder" liefert der Wahl-Berliner elf umwerfend gefühlvolle Stücke deutschsprachigen E-Pops ab. Jens Friebe nun als eine neue Stimme der Hauptstadt zu bezeichnen, würde ihm allerdings ganz und gar nicht gerecht werden. Der junge Poplyriker ist weit mehr als nur ein Großstadtpoet. Seine Lieder gehen tief und – sie haben eine Botschaft.

Charmant und mit leicht quietschender Stimme bringt er Melodien hervor, die so schön sind, dass man sie am liebsten nie wieder vergessen möchte. Er erzählt von unglücklicher und glücklicher Liebe, vom Verliebtsein, sich Entliebthaben, vom Anfang und Ende der Liebe. Und von all dem, was die Liebe mit uns anrichtet. Friebe? Liebe? Dieses, das größte aller Themen, ist nicht das einzige, was Jens Friebe umtreibt. Internet-Chats, Körper- und Star-Kult oder die Seichtheit der Musik-Landschaft: der Junge aus Lüdenscheidt hat ein Gespür für die oberflächliche Künstlichkeit der (Pop-)Kultur seiner Generation.

"Junger Mann", möchte man ihn fragen, aber nur, um ihm dabei etwas verliebt in die blauen Augen zu sehen, "haben Sie mir was zu sagen?" Denn die Antwort steht fest: Ja, er hat! Mit Texten, die, trotz oder gerade wegen der Schlichtheit ihrer Worte, unter die Haut und unter die Schädeldecke gehen und lange dort bleiben, erzählt er uns letztendlich nichts anderes als unsere eigenen Geschichten. So, wie wir sie noch nie gehört haben. Aber wir erkennen uns in jeder von ihnen. Vielleicht ist das das Geheimnis und der Grund, weshalb unser Zeigefinger wie hypnotisiert wieder und wieder auf "repeat" geht. Ein gemeinsames Wissen, eine gemeinsame Geschichte verhilft "Vorher Nachher Bilder" zu berechtigtem Suchtpotential.

Replay all. Am Ende der Platte bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Ist der deutsche Film wirklich so schlecht? Lieber Herr Friebe, vielleicht können wir das ja mal in einer Bar bei einem Bier ausdiskutieren... na, Botschaft angekommen? Zwinker, zwinker...

Anna Löhlein

Anmerkung des Chefredakteurs: Herr Friebe, das Fräulein Löhlein ist sehr gutaussehend und auch noch intelligent. Sie sollten die Einladung annehmen.

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