Johann König: Ohne Proben nach oben

Königlich gut, das ist er! Kein Wunder bei dem Nachnamen. Doch Johann König kann durch weitaus mehr überzeugen als nur durch seinen Nachnamen. Sein Charme, sein Dilettantismus und vor allem die ständigen Unterbrechungen und Ermahnungen in seinen Stücken machen ihn zu einem echten Hingucker auf der Bühne (es könnte aber auch an seinem roten bis pinken Hemd liegen, das er fast immer trägt). Sein neues Programm heißt »Ohne Proben nach oben« und wird vom 12.08.04 bis zum 22.04.05 in etlichen deutschen Städten präsentiert.

Foto: www.johannkoenig.com
Der 1972 in Soest geborene Johann absolvierte erst eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger und studierte dann an der Deutschen Sporthochschule Köln und der Heilpädagogischen Fakultät zu Köln bevor er 1997 erstmals vor Publikum auftrat und beim »Open Microphone« im (ehemaligen) ZapZarap in Köln ein eigenes Gedicht rezitierte. »Die Leute haben so gelacht, dass ich dachte: Das muss ja witzig sein«. Weitere Kurzauftritte bei der »Offenen Bühne Köln«, bei Literaturfestivals, Poetry-Slams, Comedy - und Kabarettveranstaltungen in Köln und Umgebung folgten, ehe Johann im November im »Ersten Kölner Wohnzimmertheater« sein erstes Soloprogramm »Alles Spekulatur - Johann Köhnich liest, singt und macht« uraufführte.

Nachdem er 2001 den Deutschen Comedy Preis in der Kategorie »Entdeckung des Jahres« sowie 2002 den Bayerischen Kabarettpreis in der Kategorie »Senkrechtstarter des Jahres« abräumte, feierte er im Oktober 2003 mit seinem neuen Programm »Ohne Proben nach oben« in Köln Premiere. Der Titel bezieht sich dabei auf die Entstehung des Programms: Es gibt keinen Regisseur, keinen Autoren, noch nicht einmal einen Coach, und somit auch keine Proben. »Das Publikum macht die Regie«, hat er einmal selbst gesagt. Allein und verloren, scheinbar entrückt und teilnahmslos, und doch immer wieder selbst amüsiert über die eigenen Gedanken steht er da und erzählt. So zum Beispiel von seiner trübsinnigen Zeit im Mozartkrankenhaus, als er aus einer alkoholgeschwängerten Laune heraus mit seinen Zimmergenossen das Spiel entwarf: Einer geht raus, und die beiden anderen müssen raten, wer draußen ist. Oder von dem Persönlichkeitsseminar, das er zur Zeit besucht: »Sicheres Auftreten bei vollkommener Ahnungslosigkeit«. Sein Vortrag, lakonisch und zart, seine Geschichten, scheinbar sinnentleert, doch stets von der Logik diktiert, machen ihn fast ungewollt zu einem Witzschmied erster Ordnung.

Schulbuchmäßig verfasst er Verse und trägt sie vor. Einer handelt von seiner Kindheit im Sandkasten: »Ich siebte und siebte und siebte, weil ich das Sieben so liebte«. Johann König liest Gedichte, ohne mit der Achsel zu zucken, und singt von Gefühlen, gerade so, als hätte er welche. Sinn und Verstand gehen getrennte Wege, Tanz und Gesang dagegen bilden eine audio-visuelle Symbiose. All diejenigen, die noch nicht in den Genuss von »The Artist formerly known as Johann Köhnich« (»Ich hab´ die Lautschrift-Schreibweise meines Nachnamens satt. Ich will wieder König heißen.«) gekommen sind, haben nun bei den knapp 60 Terminen bis Ende April 2005 genügend Zeit und Auswahl um den »König von Soest« live zu erleben.

Alle Termine sowie die passenden Karten gibt es unter www.johannkoenig.com

André Depcke