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Die letzte Festung

Robert Redford ist inzwischen 68 Jahre alt. Ist er damit zu alt, um die Hauptrolle in einem Gefängnis-Actionfilm zu spielen?

Jahrelang leistete Lt. Gen. Eugene Irwin seinem Land treue Dienste. Sowohl in Vietnam als auch im Golfkrieg machte er sich verdient und genoss beim Militär höchstes Ansehen. Doch das ist nun vorbei. Weil er Befehle seiner Vorgesetzten missachtete, mussten acht seiner Männer ihr Leben lassen und Irwin brachte dies eine zehnjährige Haftstrafe in einem Militärgefängnis ein. Dort schwingt der sadistisch veranlagte Colonel Winter das Zepter, der anfangs schlichtweg begeistert ist, dass eines seiner Idole die Haftstrafe in seinem Gefängnis verbüßen muss. Aufgrund seines Rangs könnte Irwin seine Strafe locker auf einer Backe absitzen und mit zahlreichen Vergünstigungen rechnen, doch schon bald beginnt er gegen Winters Regime aufzubegehren und nach und nach beginnen auch die Häftlinge rund um ihn wieder Hoffnung zu schöpfen. Klammheimlich ernennen sie Irwin zu ihrem neuen Vorgesetzten, mit dem sie in ihre letzte große Schlacht ziehen: Gemeinsam fordern sie die Ablöse von Winter und sollte dieser nicht freiwillig seinen Hut nehmen, so würde die zum Gefängnis umgebaute Burg eingenommen werden....

Robert Redford...
So alt kann Robert Redford gar nicht werden (und man sieht ihm jeden seiner 68 Jahre ganz deutlich an), als dass er in einem Actionfilm keine gute Figur machen würde und auch wenn "Die letzte Festung" lange Zeit braucht, um in die Gänge zu kommen, so ist er doch nichts Anderes als ein reinrassiger Actionfilm, der durch und durch mit amerikanischem Patriotismus vollgetränkt ist.

Bevor es richtig zur Sache geht, muss Lt. Gen Irwin noch einen etwas langen Gewissenskonflikt (ca. eine Stunde) auskämpfen. Soll er sich gegen das diktatorische System von Winter auflehnen oder aber einfach seine Zeit absitzen und weg schauen? Lange Zeit wählt er den zweiten Weg und erst als er Winters Tyrannei persönlich zu spüren bekommt und einer Exekution beiwohnt, beginnt er umzudenken. Mit kleinen Sticheleien gegen die Autorität des Direktors beginnt man, und diese enden schließlich in dem Versuch das Gefängnis einzunehmen. Und genau hier beginnt dann auch der Fun-Faktor des Films.

Als hätte sich McGyver höchstpersönlich in das Militärgefängnis verirrt, bekämpft man die bis auf die Zähne bewaffneten Wärter mit ausgefallenen Methoden und zusammengebastelten Waffen. Von scheinbar sicherer Position aus verfolgt Winter wie sein Lebenswerk Schritt für Schritt eingenommen wird. So grausam er zuvor sein Amt ausgeübt hat, desto unverständlicher ist sein Handeln während der geplanten Übernahme. Ohne allzu viel von der Handlung vorweg zu nehmen, aber in Wirklichkeit wäre es wohl ein Leichtes gewesen, den Aufstand schon gleich zu Beginn im Keim zu ersticken. Denkt man also nicht allzu lange über einige unlogische Stellen nach und macht sich keine Gedanken über die Konsequenzen (die über den Film hinaus führen) für die Häftlinge, so tritt bei manchen Action-Szenen der von mir oft zitierte "Boah ey"-Effekt ein, und wenn die Kamera auf Winters verzweifelten Gesicht landet, lacht man sich lautstark ins Fäustchen.

...fordert James Gandolfini heraus.
Was nicht ganz so gut geklappt hat, ist die Besetzung der Rolle des Colonel Winter durch James Gandolfini. Nicht, dass er ein ein schlechter Schauspieler sein soll (im Gegenteil), aber sogar wenn er die Hinrichtung eines Häftlings befiehlt, wirkt er noch immer wie ein großer Teddy, den man ihn liebsten knuddeln möchte. Wie man einen Gefängnisdirektor richtig fies, sadistisch und gemein darstellt hat Donald Sutherland bereits 1989 in "Lock up" gezeigt, und ein Comeback in dieser Rolle wäre mit Sicherheit nicht das Schlechteste gewesen. Gandolfini aber ist ein "Nice Guy", dem man eine solch böse Rolle nicht so ohne weiteres abnimmt.

Bis zur Spitze treibt man es dem Ende zu dann wieder einmal mit der amerikanischen Flagge, ohne die laut den Häftlingen der Sieg kein richtiger Sieg wäre. Winters Flagge muss geklaut werden, um ihn endgültig zu demütigen. Dieser selbst wird auch erst so richtig böse, als man ihm sein Heiligtum stielt und er daraufhin auch selbst in das Geschehen eingreift. Aber was soll's: Lassen wir den Amis doch ihre Liaison mit ihrer Flagge.

Auch wenn die erste Stunde des Films ziemlich viel Dramatik in sich birgt, so ist er dennoch ein reines Fun-Movie. Lässt man die Logik und Handlung des Films großzügig gewähren, hat man mit Sicherheit eine jede Menge Spaß, wenn Irwin und seine Mitstreiter Schritt für Schritt die letzte Festung ihres Lebens einnehmen.

"Die letzte Festung" ist zwar nicht allzu sehr durchdacht, aber ob seiner atemberaubenden Actionszenen dennoch das Geld für die Kinokarte mehr als wert.

Links:
Die offizielle Seite zum Film

Claus Schlamadinger

Die letzte Festung läuft seit dem 29.11.2001 in den deutschen Kinos.

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