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Der Fall Möllemann

Manchmal gibt es in schlechten Filmen diese unheimlichen Situationen: Der Held glaubt, die Gefahr ist gebannt und der Bösewicht kaltgestellt, da öffnet sich – unterlegt von schauriger Musik – im Hintergrund eine Tür, durch die der Bösewicht dann doch noch entkommt. Im Kino ist dies dann zumeist der Anlass für mindestens eine Fortsetzung.

So ähnlich ist es auch bei dem Schauerstück, das die Liberalen seit geraumer Zeit, nämlich seit der verlorenen Bundestagswahl aufführen. Allerdings ohne schaurige Musik, dafür mit genügend schrägen Misstönen. Den tragischen Held hierbei gibt der Bundesvorsitzende Guido Westerwelle, den wendigen Bösewicht verkörpert Jürgen W. Möllemann, sein ehemaliger Stellvertreter.

Beide kommen zwar aus demselben Landesverband, aber das ist dann auch so ziemlich die letzte Gemeinsamkeit, die beide Kontrahenten noch verbindet. Einige unappetitliche Finanztransaktionen und ein verleumderisches Flugblatt des Jürgen W. haben das vormals so traute 18%-Paar getrennt. Westerwelle drängte den Münsteraner dazu, möglichst alle Ämter und Mandate niederzulegen und sich somit aus der FDP-Spitze zurückzuziehen.

Die Machtprobe, so ganz nebenbei konnte man Möllemann auch noch zum Sündenbock für das schlechte Wahlergebnis am 22. September abstempeln, hat Westerwelle zweifellos gewonnen. Möllemann ist zumindest für die Führungsetage der Liberalen untragbar geworden, wofür es die angesprochenen, durchaus plausiblen Gründe gibt.

In der eigenen FDP isoliert, überlegt der Münsteraner seit längerem, eine eigene neue Partei zu gründen. Ideologisch angesiedelt ungefähr zwischen dem Populismus der Schill-Partei und der FPÖ. Aber Möllemann zögert, diesen Schritt zu tun, weil er sich der Chancen, die seine Neugründung hätte, sehr wohl bewusst ist. Die Erfolgswahrscheinlichkeit von neuen Gruppierungen tendiert gemeinhin nämlich gegen Null.

Gerade die FDP hatte immer mal wieder in den letzten Jahrzehnten mit solchen Abspaltungen wie der "Nationalliberalen Aktion" in den 70ern oder dem "Bund Freier Bürger" Anfang der 90er zu tun. Diese Parteien verschwanden dann auch so schnell, wie sie gekommen waren. Möllemann, der Stratege, weiß das natürlich. Tritt er aus der FDP aus, ist er politisch erledigt. Bleibt er bei den Liberalen, ist er ebenfalls auf dem Abstellgleis gelandet.

Eigentlich ist die Lage daher für ihn eindeutig: Er hat seine politische Zukunft hinter sich. Es sei denn, es gelingt ihm, einen innerparteilichen Meinungsumschwung – besser: Putsch gegen Westerwelle und Co. – herbeizuführen. Das scheint momentan jedoch völlig ausgeschlossen. Andererseits: Zumindest im Film findet der Bösewicht bisweilen ja doch noch einen Ausweg. Die "causa Möllemann" jedenfalls wird die Liberalen auch noch weiterhin beschäftigen.

Stefan Ewert

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