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Morcheeba und die Deutschen

Morcheeba gehören in England zu den größten Stars. Zusammen mit Massive Attack und Portishead sorgten sie in der zweiten Hälfte der 90er dafür, dass Trip-Hop zu der gängigsten und beliebtesten Musikrichtung in den Clubs der Insel wurde.

Skye Edwards
Foto: WEA Records
In Deutschland hingegen kennt man die Band um die Sängerin Skye Edwards vor allem durch die im Jahr 2000 veröffentlichte Single "Rome wasn't built in a day", die sich hierzulande zehn Wochen in den Charts hielt. Demnächst erscheint ein "Best of"-Album der Band. Jetzt schon, werden sich einige fragen, nach nur drei Alben? Dass Morcheeba genug Material für einen musikalischen Rückblick haben, das bewiesen sie am 21. Juni auf der Berliner Museumsinsel.

Knapp zwei Stunden versuchten die sechs Musiker, die Fans zu begeistern. Es gelang ihnen nicht immer. Warum? Deutschland ist ein eigenartiges – oder besser sehr eigenes – Land. Schaut man nach Madrid, London oder Paris, dann hat man das Gefühl, dass die Leute dort offener, herzlicher sind und mehr lachen. Der Klischee-Deutsche dagegen ist verschlossen und kleidet sich schlecht. Morcheeba machten auf ihrem 96er Debüt noch relativ düstere und melancholische Musik. Viele der Anwesenden erwarteten wahrscheinlich ausschließlich Songs wie "Rome wasn't built in a day", das man durchaus als Party-Nummer nennen kann. Auch wenn Morcheeba längst nicht mehr so düster und dunkel wie noch am Anfang ihrer Karriere sind, so heiter und fröhlich wie bei "Rome wasn't built in a day" sind sie längst nicht.

Schaut man in die deutschen Single-Charts, dann versteht man schnell, wieso die Deutschen so komisch sind: Weil sie komische Musik hören. Oder wie sonst kann man den Erfolg von Nicht-Sänger Daniel K. oder den von Retorten-Dancenummern wie Culture Beat erklären? In England gibt es auch die Superstars, auch sie machen Geblubber, das jedoch ändert nichts daran, dass ernsthafte Bands wie Morcheeba, Coldplay, Radiohead oder Blur große Anerkennung wenn nicht gar Starstatus genießen. In Deutschland gibt es ohnehin kaum ernsthafte Musiker, und die wenigen, die es gibt, haben kaum Erfolg. Ist man ehrlich, dann haben wir nur Grönemeyer, doch selbst den kann man nicht mit Coldplay oder Blur vergleichen.

Skye war mehrfach enttäuscht, dass das Publikum nicht mitgesungen hat. Wie auch? Wir Deutschen kennen Euch kaum. Wir hören keine gute Musik. Sorry, Morcheeba. Dabei seid Ihr wirklich gut. Live sogar noch besser als auf CD, denn Ihr habt Spaß auf der Bühne und zeigt es. Danke dafür! Und hey, bei "Rome wasn't built in a day", da waren wir da, da haben wir mitgegröhlt, singen können wir leider nicht. Wir sind schon eigenartig, wir Deutschen. Wir kleiden uns schlecht, wir sind verschlossen und – um noch ein Klischee hinzuzufügen – wir hören schlechte Musik.

Sachar Kriwoj

Link:
Morcheeba – Offizielle Website

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