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Mulholland Drive

Logik war noch selten ein Stilmittel, mit dem sich David Lynch gerne auseinander gesetzt hätte. Hier allerdings toppt er all seine vorherigen Werke und liefert seinen wohl bislang kränksten Film ab.

Nach dem eine junge Frau nur knapp einem Mordversuch am Mulholland Drive entkommen konnte, landet sie bei der jungen Betty, welche nach Hollywood kam um eine große Schauspielern zu werden. Nett wie sie ist, nimmt sie die verwirrte Frau bei sich auf, doch als sie sie nach ihrem Namen fragt, gerät diese ins Stocken: Sie hat ihr Gedächtnis verloren und nennt sich darauf hin – in Anlehnung an die große Rita Hayworth – einfach nur Rita.

Gemeinsam versuchen die beiden Damen nun aufzuklären, was in der Nacht zuvor passiert ist. Zeitgleich zu deren Nachforschungen muss sich der junge Regisseur Adam Kesher ins Handwerk pfuschen lassen in dem ihm vorgeschrieben wird, mit welcher Schauspielerin er die Hauptrolle seines neuen Films besetzten soll. Nach und nach verschwimmen daraufhin die Grenzen zwischen Realität und Fantasie und enden schließlich in einem Höllentrip...

Ähnlich ratlos sieht man als Zuschauer auch aus.
Der Verdacht liegt nahe und ich würde viel Geld darauf wetten, das es auch tatsächlich so ist. Würde man David Lynch nach einem Sinn von "Mulholland Drive" fragen, wäre er wohl vermutlich genau so sprachlos wie ich, der mit diesem Film überhaupt nichts anzufangen weiß. Der Film war ursprünglich als Fernsehserie konzipiert und bevor der Sender das Projekt mit der Begründung "zu düster" cancelte, hatte Lynch schon sehr viel Material abgedreht und statt es als verschwendet beiseite zu schieben, drehte er lieber ein paar Szenen nach und verkauft uns das wild zusammengeschnittene Endprodukt nun als sein neuestes Meisterwerk.

Natürlich muss man bei einer Beurteilung Handlung und den technischen Teils des Films trennen und so gibt es trotzdem einige sehr gute Gründe sich den Film doch einmal näher anzusehen. So bekommt man neben zwei hervorragenden Hauptdarstellerinnen und Justin Theroux als chaotischen Regisseur, wunderschöne Bilder und eine immer zum richtigen Zeitpunkt einsetzenden bedrohlichen Musik geboten welche eine sehr große Faszination ausüben, die über weite Strecken tatsächlich vergessen lässt, dass man vor einem ziemlich sinnleeren Film sitzt. Lange Zeit ist man bemüht die scheinbar zusammenhanglosen Szenen irgendwie an einen äußerst dünnen Handlungsfaden aneinander zu reihen und kaum glaubt man sich auf das Gesehene ansatzweise einen Reim machen zu können, schmeißt Lynch den gesamten Plot über den Haufen und überlässt sein Publikum ziemlich ratlos einer verwirrenden Wendung, welche sich nicht um das zuvor Gezeigte schert und stets unlogischer und – sagen wir wie es ist – blöder wird.

Die Faszination von David Lynch bleibt mir auch nach "Mulholland Drive" nach wie vor verborgen und genau so wie ich nicht verstehe, dass unlogische, derart strange Filme eine so hohe Zielgruppe zu haben scheinen, genau so unverständlich ist es für mich, dass Mr. Lynch dieses Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde. Für die wunderschönen Bilder und den Soundtrack hätte ich eher Kameramann und Komponist ausgezeichnet, aber scheinbar setzt man bei David Lynch ein unlogische Verwirrspiel mit Kunst gleich und so sei ihm für diese Strategie die Auszeichnung durchaus vergönnt. Das David Lynch auch richtig gute Filme machen kann hat er übrigens schon mit "The Elephant Man" und "Straight Story" bewiesen und es würde mich freuen, wenn er seine Energien in Zukunft auf solche kleinen Meisterwerke konzentrieren würde.

Fazit: "Mulholland Drive" ist ein, in einer schönen Verpackung eingehülltes, Verwirrspiel, dessen Logik man besser nicht hinterfragen sollte.

Claus Schlamadinger

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