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No Man's Land

Von Kriegen und Menschen

Es ist ein schöner Sommertag im No Man's Land, dem Gebiet zwischen der serbisch- bosnischen Front 1993. Ciki (Branko Djuric) und Nino (Rene Bitorojak), ein Bosnier und ein Serbe, finden sich in einem Schützengraben zwischen den feindlichen Linien wieder und können nicht hinaus, ohne erschossen zu werden.

Ciki und Nino begegnen sich im Schützengraben
Foto: Arsenal
Ein verletzter bosnischer Soldat liegt auf einer Springmine (made in EU): Sobald er sich bewegt, wird sie detonieren. Was sich nun entwickelt, ist ein Ereignis an schwarzem Humor und absurder Komödie. Ein französischer Blauhelm beschließt zu handeln. Er besichtigt den Schauplatz und ein ganzer Medientross folgt ihm: Die kleine bosnisch- serbische Tragödie mutiert zum Medienspektakel.

Regisseur Danis Tanovic, ein Bosnier, hat den Krieg selbst miterlebt, er hat ihn mit der Kamera festgehalten. In No Man's Land verarbeitet er, wie er sagt, "den Schock": "Das Ziel meines Filmes ist nicht, anzuklagen oder mit dem Finger auf die zu zeigen, die falsch gehandelt haben. Es soll vielmehr eine Stimme gegen Krieg, gegen jede Art von Krieg sein."

Tatsächlich ist Tanovics Absicht auf beeindruckende Weise gelungen: Die Todfeinde – alles andere als heldenhafte Krieger – sind Marionetten in einer Situation, die sie nicht verstehen. Normalerweise begegnen sie sich, wie Ciki sagt, "nur durchs Zielfernrohr" – obwohl sie Nachbarn sein könnten, und im Grunde völlig zufällig einander gegenübergestellt sind. Sie haben sogar die gleiche Frauenbekanntschaft gemacht, worüber Ciki sich aufrichtig zu freuen scheint, und bleiben trotzdem Todfeinde. Der Krieg hat ihnen die Menschlichkeit genommen, in ihnen ist Hass auf den Serben resp. den Bosnier.

Und die Blauhelme (genannt "die Schlümpfe") stehen den Tatsachen ohnmächtig gegenüber. Einzige Nutznießer sind die Kriegsberichterstatter, sie haben ihre nervenzerfetzende Story.

Die »Schlümpfe« haben es nicht gerade leicht
Foto: Arsenal
Tanovic erzählt seine Geschichte ohne allen Pathos, ohne alle Übertreibung: Die Situation ist absurd, wie es ein Krieg ist. Seine Personen haben beinah einen antiheroischen Charakter: Ciki in seinem Rolling-Stones-T-Shirt, und Nino, der sich nicht traut, eine Mine scharfzumachen, ähneln in keiner Situation den Helden amerikanischer Kriegsepen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Pessimisten und einem Optimisten? Der Pessimist meint: Es kann nicht schlechter kommen. Der Optimist meint: Es kann. Diesen Witz erzählt ein bosnischer Soldat, kurz bevor eine Kugel seinen Oberkörper durchschlägt. Es ist eine grausame Komik, die den Film erschreckend authentisch macht: So grotesk sie Situation auch ist, häufig entwickelt sich ein gewisser Witz, der zum Lachen zwingt, der entfremdend wirkt und somit jeglichen Verdacht auf Pathos niederzwingt.

Tanovic bleibt – trotz seines guten Vorsatzes, nicht mit dem Finger auf die (aus seiner Sicht) Schuldigen zu zeigen, trotz der menschlichen Gleichheit seiner Hauptfiguren – parteiisch, was schade ist. Dennoch ist ihm ein sehenswertes Werk gelungen, ein Antikriegsfilm, der seinesgleichen sucht, und die Botschaft entwickelt sich unaufdringlich, ungesteuert im Betrachter selbst, ohne megalomane Materialschlachten und atemberaubende Special Effects, ohne Keulenmoral, aber sehr menschlich. Es ist es ein Film gegen jeden Krieg: "Ein Schützengraben ist ein Schützengraben. Die sind alle gleich."

[b!]

Links:
Offizielle Film-Website
Arsenal Filmverleih: No Man's Land

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