brainstorms! dein onlinemagazin.
 bilder     magazin     b!fragt     interaktiv     mail 

 magazin »     unterhaltung  kino+kultur  musik  politik  sport  auto  berliner platz 
   

Die Gehaltsobergrenze

Alle paar Jahre kommt im Fußball der Vorschlag auf den Tisch, eine Gehaltsobergrenze nach dem Vorbild nordamerikanischer Vereine einzuführen. Sinn dieser Maßnahme ist es zum einen, die Schere zwischen arm und reich nicht größer werden zu lassen, und zum anderen zu verhindern, dass sich manche Vereine mit horrenden Gehältern übernehmen und folglich irgendwann vor einem finanziellen K.O. stehen.

Bisher wurde diese Diskussion von den ärmeren Vereinen angeregt, die mehr Chancengleichheit forderten und hofften, damit auch verhindern zu können, dass ihre Leistungsträger zu finanziell stärkeren Vereinen abwandern. Dann kam das Veto der Reichen. Die Diskussion drehte sich im Kreis, und irgendwann kam der Vorschlag in die Ecke einer Schublade, bis er ein paar Jahre später wieder ausgegraben wurde.

Dass der Vorschlag zumindest eine Überlegung wert ist, beweist der Blick auf die europäische Vereinslandschaft. In Deutschland ist die finanzielle Zukunft der Bundesliga noch immer nicht klar. Kirch wird wohl insolvent gehen, es wird ein neuer Partner gefunden werden, doch ob der auch weiterhin die Gelder zahlen wird, die Kirch bisher gezahlt hat, ist mehr als ungewiß. Die großen Vereine werden daran nicht zugrunde gehen, auch wenn sie dann auf absolute Top- Stars verzichten werden müssen. Kleinere Vereine haben angekündigt, dass es eng werden wird. Alemannia Aachen hat sogar schon angekündigt, dass der Verein nicht überleben würde, wenn die Fernsehgelder rapide gekürzt werden.

Aber nicht nur Deutschland leidet. In Engalnd hat der Sender ITV Insolvenz angemeldet. Leid- tragende sind die Kicker aus der zweiten bis vierten Liga, die von ITV Gelder erhielten und nun ebenfalls vor dem Gang zum Insolvenzverwalter stehen. In Italien hat der AC Florenz, der überdies auch noch in sportlichen Nöten steckt, seinen Spielern seit mehreren Monaten keine Gehälter mehr zahlen können. Auch der ehemalige Verein von Silvio Berlusconi, der AC Mailand, ist mit über 80 Millionen Euro verschuldet. Real Madrid hatte bis vor kurzem noch 600 (!) Millionen Euro Schulden. Erst der Verkauf des Vereinsgeländes hat den Klub saniert. Trotzdem hinderten diese Schulden niemanden bei Real, über 100 Millionen Mark für Luis Figo auszugehen.

Europas Ligen fehlt das Geld. Insofern ist die Überlegung, eine Gehaltsobergrenze einzuführen lohnend. Sollten die Vereine ihre Gehälter dann korrekt abwicklen, wäre eine halbwegs gesunde Zukunft garantiert. Gehälter der Spitzensportler, die unglaubliche Höhen von etwa 10 Millionen Euro ohne Sponsorenprämien erreicht haben, würden nur leicht rückläufig werden. Dagegen würden die Durchschnittsspieler, die heute ebenfalls mehr verdienen als große Manager aus der Industrie, Abstriche machen müssen. Aber wer möchte schon einsehen, dass er nur Durchschnitt ist?

Negative Reaktionen sind erneut von den großen Vereinen Europas, den "G14", zu erwarten. Sie befürchten, durch eine Gehaltsobergrenze ihre internationale Vormachtstellung zu verlieren. Gerade diesen Vereinen müsste es aber klar sein, dass auch sie von einer Gehaltsobergrenze, einem Salary Cap, profitieren würden. Dann müssten sie sich nicht mehr gegenseitig bei Vertragsverhandlungen überbieten. Irgendwann würde es heißen: Wir würden ja gerne mehr zahlen, aber wir können nicht. Du, Spieler, musst wissen, ob Du den Vertrag willst.

Aber wahrscheinlich ist auch dieses Mal, dass der Plan in wenigen Wochen verschwinden wird. Spätestens wenn die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea beginnt. Dann werden neue Stars geboren, die heute noch keiner auf der Rechnung hat. Und die werden nach der WM gerne zu einem großen Verein wechseln wollen - wenn der Preis stimmt.

Sachar Kriwoj

Link:
Mehr dazu in der Netzeitung

frisch und neu
kino
musik
sport
politik
kultur
unterhaltung
bits+bytes
nach oben