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Ein Minister in Bedrängnis: Rudolf Scharping steht schwer in der Kritik

Die Opposition und die Medien fahren seit gut einer Woche schweres Geschütz auf: Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) müsse zurücktreten, denn er sei seinem wichtigen Amt nicht mehr gewachsen und nicht in der Lage, es verantwortungsvoll wahrzunehmen. Sein Amts- und Staatsverständnis lasse zu wünschen übrig.

Offenbar erachte er sein frisches Liebesglück mit Gräfin Pilati höher als seine ministeriellen Verpflichtungen, womit er jegliche Autorität verspielt habe, so CDU/CSU und FDP. Er habe die Flugbereitschaft für seine Privatflüge mißbraucht und die Öffentlichkeit belogen. Scharping verteidigte sich, die Bereitschaft nur in Anspruch genommen zu haben, weil die Ministerkollegen Bodewig und Schily (beide SPD) ohnehin mit der besagten Maschine geflogen seien.

Grund der Rücktrittsforderungen sind die umstrittenen Flüge des Ministers mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe von und nach Mallorca in der letzten Woche: In Berlin trat der Bundestag zu seiner Sondersitzung zusammen, um über den Mazedonieneinsatz zu entscheiden, bisweilen mußten Abgeordnete und Mitglieder des Kabinett deswegen ihren Urlaub unterbrechen. So auch Scharping, den die Illustrierte "Bunte" zuvor beim Badevergnügen mit seiner neuen Lebensgefährtin gezeigt hatte.

Schon diese Fotos waren auf Unverständnis gestoßen. Kritiker argwöhnten, der Minister sei zu einem Zeitpunkt, in dem über einen nicht ungefährlichen Bundeswehreinsatz im Rahmen der NATO-Mission "Essential Harvest" entschieden werde, mit seinen Gedanken nicht recht bei der Sache. Solche Vorwürfe ließ Scharping allerdings nicht gelten: So sprach er von Neidern und "hysterischem Jagdfieber" und erklärte, er lasse sich den Umgang mit seinem Privatleben von niemandem vorschreiben.

In den nächsten Tagen wird sich die Zukunft von Rudolf Scharping als Verteidigungsminister entscheiden. Viele Freunde hat sich allerdings in dieser Affäre nicht gemacht. Sogar sein nordrhein-westfälischer Parteifreund Wolfgang Clement sagte, Scharping "habe eine Macke", wobei Clement diese Äußerung nachträglich wieder zurücknahm. Pikant ist zudem, daß gerade Scharping jahrelang als langweilig und dröge galt. Ob ihm dieser "Image-Wechsel" recht sein kann?

Doch etwas bleibt überdies von dieser Flugaffäre: Kaum ein Minister ist bislang wegen seiner privaten Umtriebe so in die Kritik geraten. Hier ist auch zu fragen, ob es nötig ist, wenn Politiker ihr Privatleben so offenlegen. Zu wünschen wäre, wenn zukünftig solche Dinge auch wirklich privat blieben und nicht jedes Detail der Mediengesellschaft anheimfällt.

Stefan Ewert

Links:
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