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Schiffsmeldungen

Auch wenn es in "Schiffsmeldungen" einige Schönheitsfehler gibt, so hat Lasse Hallström dennoch wieder einen wunderschönen Film hervorgezaubert.

Quoyle ist ein gebrochener Mann. In seiner Jugend wurde er von seinem Vater wie der letzte Dreck behandelt, und dies führte seine Kurzzeit-Ehefrau Petal fort. Einzig Tochter Bunny ist der Sonnenschein in seinem Leben, doch als er von dem Tod seiner Frau erfahren muss, stürzt für ihn endgültig die Welt ein. Kurz darauf stirbt auch noch sein Vater und Tante Agnis kommt zu Besuch. Diese rät ihm, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und so nimmt sie Quoyle und Bunny mit nach Neufundland, wo er ein neues Leben beginnen soll. Dort fällt es ihm natürlich schwer, Kontakte zu knüpfen, doch dank glücklicher Umstände erhält er einen Job beim Ortsblatt und darf auch schon bald in einer eigenen Kolumne über "Schiffsmeldungen" berichten. Als er schon bald darauf die schöne Wavey kennen lernt und ihn seine Redaktionskollegen so akzeptieren wie er ist, taut er langsam auf und beweist, dass eine gebrochene Männerseele langsam heilen kann.

Kevin Spacey verliebt sich...
Im jährlichen Rhythmus beschert uns Lasse Hallström seit geraumer Zeit Geschichten fürs Herz mit viel Gefühl, und auch diesen März beliefert er romantische Seelen mit anspruchsvoller Filmkost mit Starbesetzung. War es im Jahr 2000 das epische "Gottes Werk & Teufels Beitrag" und im Vorjahr die Parabel auf Toleranz "Chocolat", so widmet er sich 2002 mit "Schiffsmeldungen" der Seele eines gebrochenen Mannes, der am Ende der Welt wieder lernt zu lieben und zu leben. So weit - so gefühlvoll, doch hat Hallström mit dieser Problematik leider nur an der Oberfläche gekratzt.

Das Problem bei "Schiffsmeldungen" ist, dass der Film einfach zu viele Themen aufwirft und ob seiner Spielzeit Probleme hat, diese ordentlich abzuhandeln. Schon alleine Quoyles Schicksal hätte den Film alleine gefüllt, und so wirken die halbherzig inszenierten Plots rund um Tante Agnis und Zeitungsherausgeber Jack Buggit mit seinem Sohn eher entbehrlich. Ebenfalls hätte man die ersten zwanzig Minuten, in welchen man die hässlichste und unsympathischste Cate Blanchett aller Zeiten sieht, straffen können. Diese verdeutlichen zwar sehr gut, woran ein Mann zerbrechen kann, aber hier ein wenig gestrafft, wäre für die Nebenhandlungen mehr Zeit geblieben.

Wirklich böse kann man den Film freilich deshalb nicht sein, punktet er doch vor allem dank der wunderschönen Kulisse und der fabelhaften Besetzung. Neufundland hat etwas sehr natürliches an sich, und die enormen Weiten der Inseln werden von der Kamera atemberaubend schön erfasst. Dass Kevin Spacey einen Film alleine tragen kann, hat man schon des öfteren erlebt, und auch hier übernimmt er das Ruder und lässt alle um sich herum ein wenig verblassen. Das ist bei Judi Dench nicht weiter verwunderlich, gibt ihr Charakter doch nicht allzu viel her, bei Julianne Moore wiederum ist es schade, hätte man dieser fantastischen Darstellerin ruhig erheblich mehr Zeit zusprechen können. Witzig sind Spaceys Wortduelle mit dem Redaktionsdrachen Tert ("I - B - M") und seinem Chef, der ein wenig in die Vaterrolle von Quoyle schlüpft.

...in Juliane Moore
Vergleicht man "Schiffsmeldungen" mit Hallströms beiden letzten Werken, so ist leider doch ein Qualitätsverlust erkennbar. Konzentrierte er sich bei "Gottes Werk & Teufels Beitrag" und "Chocolat" im Wesentlichen auf die Haupthandlung und ergänzte diese mit kleinen, aber überschaubaren Nebenhandlungen, so nehmen diese in "Schiffsmeldungen" einfach zu viel Platz ein. Dies bremst den Erzählfluss ungemein, und es wird dem Zuschauer schwer gemacht, der Haupthandlung zu folgen, weil diese stets unmotiviert durch langgezogene Nebenhandlungen oftmals minutenlang unterbrochen wird.

"Schiffsmeldungen" ist zwar schön anzusehen und Kevin Spacey verwöhnt wie üblich mit hoher Schauspielkunst, doch einige Nebensächlichkeiten drängen sich unangenehm in den Vordergrund und gestalten den Erzählfluss doch als etwas holprig.

Claus Schlamadinger

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