Weniger ist manchmal mehr

Alexander von Schönburg:
Die Kunst des stilvollen Verarmens

09.06.2005

Es ist wie so oft im Leben: Weniger ist manchmal mehr. Wer schon alles hat, ist möglicherweise unglücklich. Doch ist damit im Umkehrschluss wiederum derjenige glücklich, der wenig oder gar nichts besitzt? Es ist also eine recht philosophische Frage mit der sich der freie Journalist Alexander von Schönburg (vormals FAZ) in seinem Buch »Die Kunst des stilvollen Verarmens« auseinandersetzt.

Alexander von Schönburg: Die Kunst des stilvollen Verarmens
Foto: Rowohlt
Seine schlichte These lautet: Materieller Wohlstand ist nicht alles, wahrer Reichtum hängt nicht in jedem Falle von einer gut gefüllten Geldbörse ab, sondern vom Verzicht auf Überflüssiges. So etwas meinten schon in der Antike die Epikureer oder die Stoiker, war doch für sie der Gleichmut, die Ausgeglichenheit der Seele das höchste Gut. Und auch Schönburg, ganz nebenbei der Bruder von Gloria von Thurn und Taxis, hält viel von Seelenruhe und einer gewissen Zurückgenommenheit.

Doch seine Argumente überzeugen nur wenig: Sicherlich muss sich niemand zwanglos dem Konsumrausch unterwerfen oder ein generell ausschweifendes Leben führen. Aber wenn genau dieser Lebensstil denjenigen glücklich macht und ohne Einkaufen, schnelle Autos und Fernreisen etwas fehlen würde? Da helfen Schönburgs manchmal apodiktische Anregungen auch nicht recht weiter.

Natürlich mag man als Leser diesen konsumorientierten Lebenswandel, den Schönberg verurteilt, vielleicht tatsächlich als oberflächlich kritisieren und ihn mit den eigenen Vorstellungen abwägen – aber die Menschen sind eben verschieden und deswegen gibt es auch keinen Königsweg zum persönlichen Glück.

Trotzdem stellt der Autor einige interessante Überlegungen an: Mit weniger Geld auszukommen, was ja in der heutigen Zeit keine Seltenheit ist, muss nicht in jedem Fall ein Makel sein. Seine Haltung und Selbstachtung sollte man selbstverständlich auch trotz Arbeitslosigkeit bewahren. Nur: Um diese aufmunternden Worte an die Leserschaft zu richten, hätte statt eines langen Buches auch ein kurzes Essay ausgereicht. Denn merke: Weniger ist manchmal mehr.

Stefan Ewert

Link:
Rowohlt Verlag Berlin

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