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Schwer verliebt

In einer oberflächlichen Welt, bei der nur der äußere Schein zählt, bietet dieser Film das, was im Leben tatsächlich zählt.

Als neunjähriger Bub muss der kleine Hal mit ansehen wie sein Vater stirbt. Kurz zuvor gab ihm dieser noch einen weisen Rat mit auf den Lebensweg: Heirate nie und such dir stets die schärfsten Frauen mit dem größten Vorbau und lebe das Leben. Mit diesem letzten Willen des Vaters wächst Hal auch auf, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass er noch heute Single ist und stets von einer scharfen Braut nach der anderen abgewiesen wird. Selbst nicht gerade ein Traummann, stellt er an eine Frau rein äußerliche Ansprüche und diese sind außerdem noch extrem hoch.

Gwyneth Paltrow in ihrer schwersten Rolle.
Wie es der Zufall so will, läuft ihm der Motivationskünstler Tony Robins über den Weg und als Hal ihm seine Lebensphilosophie erklärt, möchte dieser ihn auf einen anderen Weg führen. Es ist die innere Schönheit, die zählt und mittels Gehirnwäsche ist Hal's Leben nach der Begegnung nicht mehr dasselbe. Von nun an sieht er nämlich nur mehr die innere Schönheit der Menschen, so auch bei Rosemary, welche für ihn nicht nur die Traumfrau schlechthin ist, sondern sich auch heftig für Hal interessiert und obendrein total schüchtern ist. Hal ist begeistert von ihr, doch warum erklärt ihn sein Freund Mauricio wegen dieser Beziehung für verrückt und warum brechen unter Rosemary sämtliche Stühle zusammen?

In Umfragen wird sie oft als einziger Charakterzug angegeben, der im Leben zählt – die innere Schönheit. Dass das in der Realität dann komplett anders aussieht, ist leider eine unwiderlegbare Tatsache und so bedarf es eines Motivationskünstlers wie Anthony Robins (der sich hier selbst spielt) um Menschen, die nicht der allgemein gültigen (=schönen) Norm entsprechen, neues Selbstvertrauen einzuimpfen. Schöne Menschen haben es leicht im Leben, alle anderen müssen sich ihr Glück hart erkämpfen. Hal ist so einer dieser Sorte von Mann, die nicht von Frauen umschwärmt werden, aber dennoch setzt er nur die allerhöchsten Maßstäbe in sein weibliches Gegenüber. Erst als er von Mr. Robins einer Gehirnwäsche unterzogen wird und diese dann rückgängig gemacht wird weiß auch er: Die innere Schönheit ist das, was zählt.

Zugegeben: Vor dem Film war ich mehr als nur skeptisch ob der Qualität des Streifens, sind die Farrelly-Brüder doch vor allem wegen ihrer Brachialkomödien jenseits der Gürtellinie bekannt. Doch nachdem der Film rund dreißig Minuten ohne derbe Zote ausgekommen war, war ich doch sehr verwundert und wartete auf den Auftritt von Gwyneth Paltrow, der ja äußerst voluminös hätte ausfallen sollen und reichlich Stoff für Gags gegen Minderheiten geboten hätte. Doch nichts da: Über weite Strecken handelt man dieses Thema mit dem nötigen Respekt ab und nur einige wenige Stilmittel der Farrellys (wie z.B. ein Mann, der nur mit den Händen gehen kann) finden auch in diesem Film ihren Platz. Hauptsächlich jedoch bekommt man zwar nicht wahnsinnig subtilen, dafür aber herzerwärmenden, ehrlichen, gelungenen Wortwitz und Slapstick geboten, die "Shallow Hal" zu einem der besten Filme der Farrelly-Brüder werden lassen.

Freuden des Dick-Seins.
Die Überraschung schlechthin ist Jack Black, dem man bis dato fast ausschließlich nervende Rollen auf den Leib geschrieben hat (z.B. "High Fidelity", "Zickenterror") und der hier zeigt, dass in ihm weitaus mehr als nur Brachial-Slapstick steckt. Als wolle er John Cusack im Genre der Liebeskomödien Konkurrenz machen, legt er Hal äußerst sympathisch, feinfühlig und dem Ende zu sogar hintergründig an, was es leicht macht, mit ihm zu lachen, aber auch zu leiden. Ergänzt wird er durch die wunderbare Gwyneth Paltrow, die nach ihren Schmachtfetzen aus dem Vorjahr (z.B. "Bounce") den Weg in die richtige Richtung eingeschlagen hat und ebenfalls überzeugend die Rolle von Rosemary spielt und sogar in einem Latexkostüm, welches sie auf 150 Kilo aufbläht, überzeugen kann.

Der neueste Farrelly-Streifen ist nur eingeschränkt Fans der beiden Ulk-Brüder zu empfehlen. Wer auf Brachialkomödien à la "Verrückt nach Mary" und "Ich, beide und Sie" steht, wird mit "Shallow Hal" wohl nicht allzu viel anfangen können, wer allerdings Liebeskomödien wie "Weil es dich gibt" mag, der kann sich ohne Bedenken auf einen schönen Kinoabend freuen.

Fazit: "Shallow Hal" ist eine erfrischend ehrliche Komödie der Farrelly-Brüder, die beweist, dass sie auch anders können – wenn sie nur wollen.

Claus Schlamadinger

Links:
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