brainstorms! dein onlinemagazin.
 bilder     magazin     b!fragt     interaktiv     mail 

 magazin »     unterhaltung  kino+kultur  musik  politik  sport  auto  berliner platz 
   

Soloalbum

Wie gut sie es in der Gruppe hatten, merken Musiker oft erst, wenn ihr Soloalbum floppt. Nicht nur Musikern ergeht es so, manchmal erkennen das auch ganz gewöhnliche Menschen.

»Sag es.« – »Was?« – »Dass Du mich liebst.«

Wer schon einmal Bestandteil einer Beziehung war, die nicht so recht funktionierte, der kennt diese Sätze. Auf der einen Seite ist da nicht selten die Frau, die sich zu wenig geliebt fühlt, auf der anderen Seite befindet sich häufig der Mann, der sich durch die Liebe der Frau eingeengt sieht und sich in erster Linie verwirklichen will.

Ben ist am Ende...
alle Fotos: Concorde Film
So ergeht es auch Ben (Matthias Schweighöfer) und Katharina (Nora Tschirner). Ihre Liebe war am Anfang Feuer pur und ebenso ekstatisch wie Fans auf Robbie- Williams-Konzerten, wenn "Let me entertain you", der Opener eines jeden Robbie- Konzertes ertönt. Aber irgendwann schlich sich der Alltag in ihr Leben, der klassische Beziehungsknick, der den Kick vermissen ließ. Ben, Star-Journalist beim angesagtesten Musikmagazin Berlins, verpasst es, pünktlich zu Katharinas Geburtstag aufzutauchen. Da gehen bei ihr die Scheinwerfer aus, das Konzert endet ganz unspektakulär ohne Zugabe, per SMS beendet Katharina die Beziehung mit einem Zitat der Smashing Pumpkins "The killer in me is the killer in you".

Leere. Stille. Endlose Leere. Ben fällt in ein tiefes Loch. Er geht nicht mehr aus dem Haus, er steht kurz vor der Kündigung, lediglich seine Freunde Christian (Christian Nähte) und Alf (Oliver Wnuk) halten zu ihm und versuchen, sein Leben ohne Katharina erträglich zu machen. Doch Ben will mehr, er will Katharina zurück.

...seine Freundin Katharina hat ihn verlassen
1998 tauchte wie aus dem Nichts der Name Benjamin von Stuckrad-Barre im Popliteraten- Himmel auf. Mit seinem Roman "Soloalbum" sprach er einer ganzen Generation aus der Seele. Seine Sprache, seine Liebe zu Oasis, aber vor allem die Geschichte von Ben und seiner Unfähigkeit zu lieben – Stuckrad-Barre zeichnete den Mann Anfang Zwanzig des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Fünf Jahre später, die Zeit ist nicht stehengeblieben, ist es Jens-Frederik Otto gelungen, Stuckrad-Barres Roman für die Kinoleinwand zu adaptieren. Herrliche Dialoge hat er geschaffen, die in der Buchform nicht enthalten waren. Otto schuf Dialoge, die man nicht erfinden muss, er fand die richtigen Dialoge, die irgendwann auftauchen im Leben eines Menschen, und das macht das Drehbuch von "Soloalbum" besonders. An manchen Stellen droht der Film ins Kitschige zu gleiten, doch dann steht Nora Tschirner in einem Slip da, die Kamera schwenkt auf ihr Gesäß und man hört "Findest Du meinen Hintern zu dick?" Und dann weiß man, dieser Film zeigt sehr viel Wahres.

Erst da merkt er, was er an ihr hatte
Produzent Christoph Müller hat Großartiges geschaffen. Mit Gregor Schnitzler fand er nach vielen Problemen einen Regisseur, der beweist, dass er mehr zu bieten hat, als er in "Was tun wenns brennt" gezeigt hat. Doch die wahren Stars sind die Darsteller. Matthias Schweighöfer wirkt manchmal zu jung, um Bens Dramatik auf der Leinwand zu verkörpern. Dann aber zeigt er eine Mimik, die keinen weiteren Zweifel mehr zulässt. Christian Nähte, heimlicher Star in "Schule" spielt erneut eine sehr skurrile Figur, doch diese Art Rollen liegen ihm. Und dann ist da noch Nora Tschirner, Katharina, die den Himmel blauer werden lässt und die inzwischen Ikone der aktuellen MTV-Generation ist. Hinterher weiß man nicht, ob sie eine gute Schauspielerin ist. Sie hat doch eigentlich nur sich selbst gespielt. Hat sie das? Oder ist sie eine gute Schauspielerin? Toll auch, dass in Nebenrollen Leander Haußmann, Sandy von den »No Angels« und Thomas D. von »Fanta Vier« auftauchen.

Soloalbum ist das Spiegelbild der heutigen Jugend – mit ihren Sorgen und Ängsten. Der Film beleuchtet das Gefühl des Nicht-Lieben-Könnens ebenso wie das des Nicht-Loslassen-Könnens. Aber was Soloalbum wirklich gut macht, ist, dass der Film nicht künstlich ist. Er zeigt nicht viel von Berlin und will auch kein Berlin-Film sein. In Soloalbum geht es wirklich nur um Liebe, Schmerz und Liebe.

The Bangles haben sich nach gescheiterten Soloprojekten gerade wiedervereinigt, und auch mit den Soloalben von "Take That" Mark Owen und Gary Barlow hat es nicht geklappt. Der Mensch ist eben kein Einzelgänger, besser ist er im Duett, wie das Beispiel Dieter Bohlen und Thomas Anders alias Modern Talking zeigt. Wobei besser durch erfolgreicher ersetzt werden müsste. Und um nichts anderes geht es in Soloalbum: Um einen, der zurück in seine Band will, weil sein Soloalbum, nicht aber der Film Soloalbum floppt.

Sachar Kriwoj

Links:
[b!] Soloalbum-Special
[b!] Soloalbum-Gewinnspiel: Poster und Soundtrack zu gewinnen!
Offizielle Film-Website

Kaufempfehlungen:
[Buch] »Soloalbum« bei Amazon bestellen
[CD] Soloalbum-Soundtrack bei Amazon bestellen

frisch und neu
kino
musik
sport
politik
kultur
unterhaltung
bits+bytes
nach oben