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Star Trek X – Nemesis

Der Weltraum, unendliche Pleiten. Wir schreiben das Jahr 2002. Das Star-Trek-Imperium, immerhin der weltweit größte Franchise-Markt, ist in den letzten Jahren ein wenig ins Straucheln gekommen. Die Serien »Deep Space Nine« und vor allem »Voyager« waren zwar erfolgreich. Sie zeigten aber, wie einfallslos die Macher geworden sind: farblose und austauschbare Charaktere agierten in allenfalls halbseidenen und hanebüchenen Geschichten.

Auch der letzte Kinofilm »Star Trek IX: Der Aufstand« war eher eine lauwarme bis halbherzige Angelegenheit. So musste sich Paramount etwas einfallen lassen, um neben New Line Cinema (»Der Herr der Ringe«) und 20th Century Fox (»Star Wars«) ein Stück vom Kuchen der Mega-Produktionen abzubekommen.

Ist dies wirklich die letzte gemeinsame Mission der TNG-Crew?
Alle Fotos: Paramount Pictures
So kommt nun der zehnte Star-Trek-Streifen »Nemesis« in die Kinos, und schon der Trailer startet mit einem handfesten Schock für die Fangemeinde: dies soll die letzte Reise der beliebten Next-Generation um Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) sein. In der Tat geht die Crew auseinander: Commander Riker (Jonathan Frakes) heiratet seine Jugendliebe Counselor Deanna Troi (Marina Sirtis) und soll auf dem Raumschiff U.S.S. Titan den Kapitänsessel übernehmen. Bevor es aber soweit ist, fliegt die Enterprise-Besatzung von der Erde Richtung Betazed, um dort nach den Traditionen von Trois Heimatwelt die zweite Etappe der Hochzeit zu feiern. Auf dem Weg empfängt die Enterprise vom Planeten Kolarus III Signale, die dem von Datas (Brent Spiner) positronischen Gehirn sehr ähnlich sind. Die Crew findet dort B-4, einen sehr primitiven Prototyp Datas, den sie mitnehmen.

Auf dem weiteren Flug bekommt die Crew schließlich von Admiral (!) Janeway (vormals Captain der Voyager) den Befehl, nach Romulus zu fliegen. Anscheinend hat es dort politische Umwälzungen gegeben, und die einstigen Todfeinde der Föderation zeigen nun Bereitschaft, Friedensverhandlungen aufzunehmen. Dort angekommen, macht Picard Bekanntschaft mit dem neuen Prätor Shinzon (Tom Hardy) und dessen Vizekönig (Ron Perlman). Sie haben beide vom Romulanischen Mond Remus aus eine Revolte gegen den Senat begonnen, und ihn kurzerhand ausgelöscht, da sie kein Leben mehr als Sklaven der Romulaner fristen wollten.
Während der Raumschlachten geht es auf der Brücke natürlich auch heiß her.
Vor allem über Shinzons Bekanntschaft ist Picard besorgt. Bei ihm handelt es sich nämlich um seinen wesentlich jüngeren Klon, der vor Jahren von den Romulanern gezüchtet wurde, um Picard eines Tages zu ersetzen. Wahrlich die Nemesis von Picard. Als dieses Projekt aufgrund politischer Veränderungen aufgegeben wurde, verbannte man Shinzon in die Minen von Remus, wo er mit Hilfe des Vizekönigs überlebte und zum Revolutionsführer avancierte. Da seine Existenz keinen Sinn hat, solange Picard noch lebt, beschließt Shinzon, diesen unter Ausnutzung von B-4 zu eliminieren. Doch dies ist erst der Anfang seines unerbittlichen und gnadenlosen Amoklaufs.

Man sieht es bereits: es dauert ein wenig, bis die Story in Gang kommt. Doch dann geht es so richtig zur Sache: die Enterprise muss es allein gegen Shinzons Schiff Scimitar aufnehmen. Diese verfügt über einen absolut perfekten Tarnmechanismus und eine Waffenphalanx unvorstellbaren Ausmaßes. Die Weltraumschlachten sind phänomenal. Endlich wurden wieder richtig Gelder für ordentliche Special Effects ausgegeben. Auch das Duell von Picard und Shinzon ist sehr gelungen. Vor allem Tom Hardy muss sich nicht vor Schauspiel-Schwergewicht Stewart verstecken. Picard wird erst durch die Begegnung mit Shinzon deutlich, was für dunkle Mächte in ihm selbst schlummern. Auch die fast schon homoerotische Beziehung von Shinzon zum Vizekönig haben einen ganz besonderen Reiz, der für Star-Trek-Filme eher fremd ist.
Shinzon, die dunkle Bedrohung für Picard.
Regisseur Stuart Baird ging fast komplett ohne Star-Trek-Vorkenntnisse an seine Arbeit. Man merkt zwar streckenweise, dass er sich im Trek-Universum nicht so gut auskennt. Teilweise werden sehr kühne und unorthodoxe Dinge getan: so wird Picard schon fast als Kriegsherr und Geschwindigkeitsfanatiker dargestellt. Jedoch schafft es Baird, die Spannung durchweg zu halten. Obwohl "Nemesis" der wohl düsterste Star-Trek ist, kommt der Humor nicht zu kurz. Gerade Picard ist es, der diesmal die meisten Lacher verursacht. Eine Rolle, die normalerweise Data oder Worf (Michael Dorn) zufällt.

Sollte dies tatsächlich die letzte Reise der Next-Generation-Crew gewesen sein, so ist »Nemesis« ein sehr würdiger Abschied, der die Regel bestätigt, dass die Filme mit den geraden Zahlen immer schon die besseren der Reihe waren. Allerdings ist das Ende sehr stark auf eine Fortsetzung angelegt. In der Tat haben die Darsteller auf einigen Pressekonferenzen zu erkennen gegeben, dass dies wohl nicht die letzte Fahrt der beliebten Mannschaft ist. Es wäre dann zwar sicherlich eine Herausforderung, die zerstreute Crew wieder zusammenzuführen. Aber dass dies bei Star Trek noch nie ein Problem war, haben schon die letzten beiden Teile gezeigt, in denen Worf, der eigentlich seinen Dienst auf Deep Space Nine ableistet, immer wieder auf Umwegen seinen weg zu seiner alten Crew findet. Allerdings hängt eine Fortsetzung davon ab, wie sich »Nemesis« neben »Der Herr der Ringe – Die zwei Türme«, »James Bond – Die Another Day« und »Harry Potter – Die Kammer des Schreckens« an den Kinokassen macht. Ein großes Einspielergebnis hätte er jedenfalls verdient.

Daniel Iranyi

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