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Passwort: Swordfish

Das neueste Werk mit John Travolta gehört zum besseren Teil seiner Filmkarriere. Der Kinostart war wegen der Anschläge vom 11. September verschoben worden, da man es nicht für opportun hielt, einen "Terroristenfilm" in diesem zeitlichen Zusammenhang anlaufen zu lassen.

Sie scheint sich gerade zu fragen...
John Travolta hat seit Anfang der 90er Jahre ein bewegtes Auf- und Ab seiner Karriere erlebt. Der ehemalige "Saturday Night Fever"-Star schien Anfang der 90er längst abgetreten, als ihn die Rolle des schmierigen Hitmans Vince Vega in Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" 1993 schlagartig ins Rampenlicht zurückholte. "Get Shorty", "Broken Arrow" und vor allem John Woos grandioser "Face/Off" untermauerten seinen neuen Superstarstatus. Doch dann stellte der bekennende Scientology-Anhänger und -Funktionsträger mit der unglaublich schrottigen Hubbard-Verfilmung "Battlefield Earth" sein gesamtes neues Renommee mit einem Schlag wieder zur Disposition, und auch die seichte Komödie "Lucky Numbers" konnte den Rückschlag so schnell nichts mehr wettmachen. Mit dem explosiven Action-Thriller "Passwort: Swordfish" scheint der Veteran der Disco-Ära wieder auf dem Weg zurück zu gewohnter darstellerischer Souveränität zu sein. Der von "Nur 60 Sekunden"-Regisseur Dominic Sena gedrehte und Krawall-Spezialist Joel Silver produzierte Streifen lässt einen im Rififi-Stil geplanten Hightech-Bankraub in einen hochdramatischen Showdown münden.
...ob sich die Mühe überhaupt lohnt.
Travolta darf als Top-Terrorist Gabriel Shear mit pechschwarzer Pulp-Fiction-Frisur einen ähnlichen Spagat zwischen arrogant-cooler Großspurigkeit, eiskalter Zielstrebigkeit und menschenverachtender Soziopathie einnehmen wie als Atombombenjongleur Vic Deakins in "Broken Arrow". Ähnlich wie im John-Woo-Film von 1996 ist sein Charakter der eines ständig Winkel und Haken schlagenden Organisationsgenies, dessen Maske der Unerschütterlichkeit selbst angesichts katastrophalsten Scheiterns einiger Teilpläne nur in den seltensten Fällen Risse bekommt und viele Szenen allein als Inkarnation des personifizierten Bösen trägt.

Darstellerisch liegt "Passwort: Swordfish" deutlich über dem Level gewohnter Mainstream-Actionkost: John Travolta als Chef-Terrorist, Hugh Jackman als Weltklasse-Hacker und die von Film zu Film attraktivere Halle Berry geben ein reizvoll komponiertes Darsteller-Triumvirat ab, wobei der "Pulp Fiction"-Star als "Larger than Life"-Gangster mit der Lizenz zum Massenmord sämtlichen Kollegen die Schau stiehlt. Aussie-Export Hugh Jackman, der seine Karriere als messerbewehrter Mutant Wolverine in "X-Men" begann, gibt trotz krimineller Energie in EDV-Fragen die moralische Instanz des Films, während Halle Barry als betörendes Gangsterliebchen ein undurchschaubares Spiel treibt.

Viele eigene Ideen hat der Film nicht zu bieten, stattdessen offenbart sich "Passwort: Swordfish" als Sampler der jüngeren Action- und Thrillergeschichte. Der allgemein im Caper-Movie-Milieu angesiedelte Plot mixt sich seinen Thriller-Cocktail aus etwas Hightech-Raubüberfall à la "Mission Impossible", Hacker-Krimi à la "Sneakers" und Geiseldrama à la "Speed". John Travolta wird als Superterrorist Gabriel zu Beginn des Films als ähnlich unbesiegbarer und schattenhafter Dämon mystifiziert wie Keyser Soze in "Die üblichen Verdächtigen", und das Motiv des von schwerbewaffneten Hijackern besetzten und draußen von einer Übermacht aus Polizei und Militär belagerten Gebäudes kennen wir spätestens seit "Stirb langsam".

In der bizarren Anfangsszene liefert Travolta ganz Pulp-Fiction-like einen minutenlangen Monolog direkt in die Kamera über drittklassige Hollywood-Drehbücher und speziell Sidney Lumets "Hundstage", mit dem Dominic Sena das Motiv der in der Bank von Polizei und Militär umzingelten Geiselgangster gemein hat. Der anschließende Big Bang, bei dem eine Geisel und zahlreiche Militärs durch unüberlegtes Handeln eines befehlshabenden Polizisten zu Tode kommen, wurde in "Matrix"-Zeitlupe von einer sich im Winkel von 360 Grad um den Ort des Geschehens kreisenden Kamera optisch brilliant eingefangen wurde.

Diese Explosion stellt eindeutig den Klimax der spektakulären Action-Sequenzen dar, auch wenn Dominic Sena anschließend mit einem Bus voller Geiseln und einem Hubschrauber zugleich "Speed" und "True Lies" Konkurrenz zu machen versucht. Damit wird jedoch auch eine markante Unausgewogenheit deutlich: Indem die ursprüngliche Hightech-Caper-Story nicht konsequent zu Ende geführt wird, sondern sich zur reinen – wenn auch hervorstechend bebilderten – Bruckheimer-typischen Destruktionsorgie wandelt, können zahlreiche Erwartungen, die der Film zu Anfang weckt, nicht mehr erfüllt werden.

Mit der Auflösung einiger clever konstruierten Rätsel zeigt sich "Passwort: Swordfish" hingegen auf der Höhe der Zeit, da er – ganz der tatsächlichen zeitgeschichtlichen Situation seit Ende des Kalten Krieges entsprechend – Feindbilder wackeln und zum Teil ins Gegenteil verkehren lässt. Machtkämpfe amerikanischer Geheimdienste und Tarnorganisationen verrätselt und entschlüsselt Dominic Sena dabei nach allen Regeln routinierter Spannungsdramaturgie. Freilich sind Theorie und Technik der Chiffrierung und des Hackens im Film nicht zu erklären. So mystifiziert "Passwort: Swordfish" manchmal die Computer und das Internet zu allmächtigen Monstern. So gewinnt das Hacken und Knacken bisweilen Attraktion und Abenteuerglanz. Doch meist unterhält der Film "Passwort: Swordfish" ebenso schlüssig wie suggestiv.

Johannes Pietsch

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