Tom Waits: Real Gone

Tom Waits gehört ohne Zweifel zu den großen Reisenden der amerikanischen Musik. In seiner 30-jährigen Karriere war er bereits Barmusiker, improvisierte den Jazz, heulte den Blues, komponierte 1993 eine Oper und übte sich auch in minimalistischen Klängen. Mit "Real Gone" hat er sich aber vollkommen verirrt.

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Der 54-Jährige Tom Waits begann seine Karriere mit traurigen Klavier-Balladen, die durch seine unverwechselbare raue Stimme zu Legenden wurden. Je älter Waits wurde, desto mehr versuchte er sich an gewagten, experimentellen Stilen. Nicht umsonst gilt er mittlerweile als "Kubist des Funk". Diesen Titel untermauert er nun mit "Real Gone", seiner neuen CD, die noch ungewöhnlicher ausfällt als seine bisherigen Ausflüge.

Das Klavier, das Instrument, das Tom Waits auf seiner ganzen Karriere ein treuer Begleiter war, fehlt vollkommen. Dafür findet der Hörer auf "Real Gone" seltsame Rhythmen, kurze Bluesriffs, ein Geräusch, das man durchaus Sratchen nennen könnte und eine lebendige Beatbox aus dem Mund von Tom Waits. Doch Justin Timberlake muss keine neue Konkurrenz befürchten. Das Ganze klingt danach, was es ist: ein Experiment. Mehr nicht.

Tom Waits ist mit seiner Familie aufs Land gezogen und hat sich dem Alkohol vollkommen entzogen. Man wünschte, er hätte es nicht getan. "Real Gone" ist eine echte Herausforderung, 72 Minuten Ausdauer sind gefragt, schon nach dem dritten Track denkt der Hörer, das klingt alles gleich. Es wird auch nicht wirklich besser, wenn die CD in der Anlage "reift", man ihr eine zweite, dritte oder vierte Chance gibt. Das ist einfach nicht der Tom Waits, den man hören will.

Tanja Klein

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