Geisttötend eintönige Nullpointen-ParadeTrouble ohne PaddelEs gibt Filmgenres, die sind so überflüssig wie ein Hering im Frühstücksmüsli. Dazu zählt jene schlicht nicht tot zu bekommende Gattung von Klamauk- und Ekel-Komödien, die seit den Gebrüdern Farrelly, die erstmals 1998 mit »Verrückt nach Mary« die Grenzen des guten Geschmacks zu feindlichen Linien erklärten, im Kino um Lacher buhlen. Nebenbei fischen noch untalentiertere Mitläufer des ebenso unlustigen wie unästhetischen Blödel-Wahns wie Steven Brill in der trüben Komödien-Suppe. In seinem neuesten Oeuvre »Trouble ohne Paddel« schickt Brill drei Jugendfreunde ins tiefste amerikanische Hinterwäldlerland auf die Suche nach gelungenen Kalauern – allerdings ohne auch nur den Hauch einer Chance.
Runde zwanzig Jahre später treffen sich Dan, Jerry und Tom, inzwischen alle Anfang Dreißig, bei der Beerdigung von Billy, der bei einem Unfall starb, wieder und beschließen überwältigt von Kinderheitserinnerungen, sich per Kanu auf die Suche nach der in den Wäldern von Oregon verschollenen Beute eines Jahrzehnte zurückliegenden Bankraubes nebst Leiche des dazugehörigen Bankräubers zu machen. »Billys Tour«, wie sie die Bootsfahrt nennen, war jahrelang von ihrem gerade unter die Erde gebrachten Jugendfreund ausgetüftelt, organisiert und vorbereitet worden, und nun soll das geheimnisumwitterte Kindheitsprojekt zum Gedenken an den Verstorbenen endlich in die Tat umgesetzt werden. Dumm nur, dass die Drei weder mit den Stromschnellen noch der eigenen Unfähigkeit zum sinnentnehmenden Lesen von Karten gerechnet haben, und sich alsbald fernab jeglicher Zivilisation »Without a paddle« (so der Originaltitel) mittendrin im schönsten Waldschlamassel wiederfinden. So einfach werden sich die Produzenten das gedacht haben: Man nehme drei aus diversen Nebenrollen leidlich bekannte Darsteller der B-Movie- Kategorie, schicke sie auf Schatzsuche in die Wälder Oregons und lasse sie dabei von einer Absurdität (knurrende Rehe, überfürsorgliche Bärenmamas, durchgeknallte Hinterwäldler und haarige Waldnymphen) in die Nächste stolpern, und fertig ist das kassenträchtige Klamauk-Adventure.
Auch wenn die Gags nicht gar so grell daherkommen wie bei den Kollegen Farrelly, genießbarer sind sie dadurch auch nicht: Steven Brill schwelgt einzig im Vulgären. Seine Gags sind weder tabubrechend provokant, noch haben sie Herz, sondern sind nur einschläfernd langweilig und seelenlos dahererzählte Geschmacklosigkeiten. Und das Motiv vom männlichen Befreiungsprozess drei in der Pubertät Hängengebliebener ist ohnehin nur Staffage für Steven Brills geisttötend eintönige Nullpointen-Parade. Auch die Darsteller können da kaum etwas retten: Seth Green, seit seinen Zeiten als Werwolf Oz in der TV-Serie »Buffy« zur kommerziellen Erfolglosigkeit verdammt, und Matthew Lillard, neben Jim Carrey Hollywoods Fratzenschneider vom Dienst, nerven beide gewaltig mit übertriebenen Darbietungen. Da mutet es schon fast skurril an, dass MTV-Epigone Dax Shepard als Tunichtgut, Herumtreiber und Allzeitversager Tom seiner Figur wenigstens einen Ansatz von Glaubwürdigkeit zu verleihen vermag. Gute Laune hat man nach Steven Brills Kalauer-Trip durch die Wälder, Gewässer und Kothaufen Oregons nicht. Die dürfte nämlich die gleiche Richtung genommen haben wie das titelgebende Paddel: Abwärts in die Tiefe, gluck, gluck, gluck. Johannes Pietsch |