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Brainstorms will auch politisch weiterbilden, deshalb hier die dritte Folge unserer fünfteiligen Reihe "Die Berliner Spitzenkandidaten".

Klaus Wowereit, SPD

Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung kann die Berliner SPD mit einem amtierenden Regierenden Bürgermeister zur diesjährigen Abgeordnetenhauswahl antreten. Ihr Kandidat Klaus Wowereit steht damit in der Kontinuität von Männern wie Ernst Reuter oder Willy Brandt.

Belastet oder beflügelt daher eine solch ehrenvolle Bürde den 47-jährigen Tempelhofer im Wahlkampf? Spätestens am 21. Oktober wird sich zeigen, ob der vielbeschworene Amtsbonus greift.

Klaus Wowereit ist zweifellos ein politischer Aufsteiger, allerdings durchaus mit einschlägigem (West-)Berliner SPD-Stallgeruch. Geboren in Berlin 1953 und aus einfachen Verhältnissen stammend, legte er 1981 an der FU sein 2. juristisches Staatsexamen ab und ging danach in die Innenverwaltung. Nebenher engagierte er sich früh in der Kommunalpolitik: Bereits seit 1979 war Bezirksverordneter der SPD in der Tempelhofer BVV und seit 1981 dortiger Fraktionsvorsitzender. Ab 1984 war er bis zu seinem Einzug ins Abgeordnetenhaus 1995 Volksbildungsstadtrat.

Im Berliner Parlament wurde er als landespolitischer Frischling sofort stellvertretender Fraktionsvorsitzender, was von seiner hohen innerparteilichen Wertschätzung zeugt. Als er 1999 in einer Kampfabstimmung zum Fraktionsvorsitzenden gewählt wurde, schien sein rasanter Aufstieg zunächst abgeschlossen. Viele sahen zwar in Wowereit ein geeigneten, zukünftigen Spitzenkandidaten für das Jahr 2004, doch sollte er behutsam in der Rolle des Fraktionsvorsitzenden wachsen und auch für die Öffentlichkeit bekannter werden.

Die turbulenten Ereignisse in der Berliner Politik, die zum Bruch der Großen Koalition führten, warfen diese Strategie über den Haufen. In der wochenlangen Agonie dieser für die SPD ohnehin ungeliebten Zweckgemeinschaft gelang es Klaus Wowereit, sich als geschickter Strippenzieher zu profilieren. Immer wieder kritisierte er das Verhalten der CDU in der Berliner Banken- und Spendenaffäre und knüpfte gleichzeitig Kontakte zu den Grünen und der PDS, um schließlich Eberhard Diepgen und die CDU-Senatoren am 16. Juni durch eine Abwahl zu stürzen. Bewunderung schlug ihm deswegen von so manchem Genossen entgegen, wie behende er die "babylonische Gefangenschaft" der SPD überwandt.

Neben seiner bewiesenen Durchsetzungsfähigkeit wird häufig seine konziliante und kommunikative Art gelobt. Er gilt als akribischer Arbeiter und Pragmatiker, allerdings ohne herausragende Rhetorik oder falsches Pathos. Sein Outing als Homosexueller, das seine Bekanntheit schlagartig steigerte, beschloß er mit den nunmehr fast geflügelten Worten "...und das ist auch gut so!".

Ob ihm ein Neuanfang, die Lösung der drängenden Haushaltsprobleme, das Zusammenführen der Stadt gelingen werden, ist offen. Vom Übergangssenat sind hierbei a priori nur erste zarte Schritte zu erwarten und neue politische Konstellationen könnten Berlin ins Haus stehen. Wowereit schließt nach der Neuwahl eine Koalition mit der PDS nicht aus, was schon für bewegte Diskussionen in der Stadt selbst, aber auch auf bundespolitischer Ebene gesorgt hat.

Es kommt also einiges zu auf Klaus Wowereit. In Ansätzen hat er schon bewiesen, daß er große Herausforderungen gern annimmt.

Stefan Ewert

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