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Wider alle RegelnAllen Schauergeschichten der letzten Woche zum Trotz gibt es natürlich auch positive Erlebnisse bei der Partnersuche, egal ob per Kontaktanzeige, Partnervermittlung oder in der freien Wildbahn.
Oft genug wird dabei neidisch über den Atlantik in die USA geblickt, wo es sich perfekt frisierte und manikürte Damen zur Aufgabe gemacht haben, Beststeller mit Titeln wie "Book of Rules" zu schreiben, um damit das Minenfeld der ersten Dates endgültig zu entschärfen und in einen sicheren Pfad zum ewigen Glück zu verwandeln. Das wirklich Erstaunliche daran ist jedoch, dass sich erwachsene Menschen plötzlich gewissenhaft an Regeln halten, für die sie 15 Jahre zuvor ihre wohlmeinende Mutter noch ausgelacht haben. Und sie haben damals zu recht gelacht. Die Hälfte der Regeln taugt nur für ausgewiesene Masochisten. Warum sollte man als Frau ihn nicht von sich aus anrufen und nur selten zurückrufen, wenn man die dadurch gewonnene freie Zeit doch nur damit verbringt, verzweifelt das Telefon zu beschwören und mit dem fünften Riegel Schokolade das Sofa vollzukrümeln? Warum sollte man nach Mittwoch keine Verabredungen mehr für Samstag eingehen, wenn die beste Freundin Samstag schon anderweitig verabredet ist und das TV-Programm auf die Zielgruppe der über Fünfzigjährigen zugeschnitten ist? Warum sollte man beim ersten Date nicht so viel reden, wenn doch Frauen schon vor fast hundert Jahren ihren Status als reine Dekorationsobjekte abgelegt haben? Man könnte sich allenfalls noch in der Themenwahl ein wenig beschränken, und nicht unentwegt von seinem Kinderwunsch oder den sexuellen Qualitäten seines Exfreundes schwärmen. Und welcher Mensch mit einem Hauch von Leidenschaft würde aufgrund irgendwelcher vermeintlich goldenen Regeln auf ausgedehnte Knutschereien beim ersten Date verzichten, wenn die Person gegenüber mit den unglaublich sinnlichen Lippen inzwischen schon den Milchschaum vom dritten Cappuccino schlürft?
Genauso wenig sollte man als Frau von seiner riesigen Keanu-Reeves-Postersammlung berichten oder von der Absicht, in Kürze Robbie Williams ehelichen zu wollen. Und diejenigen unter uns, die einem Sexualleben abseits des gesellschaftlichen Durchschnitts frönen, können sich eigentlich auch ohne weiterführende Lektüre denken, dass es wenig ratsam ist, einer bis dahin ahnungslosen Person gleich am ersten Abend stolz die Windelhöschen für Erwachsene zu präsentieren oder ihr freudestrahlend die neuerworbene Latex-Peitsche in die Hand zu drücken. Besonders nachdrücklich möchte ich aber von der Befolgung jener Regel abraten, die besagt, dass man nur Menschen lieben soll, die einen selbst auch lieben. Mal ganz abgesehen davon, dass diese Vorstellung noch unrealistischer ist als die Existenz grünhäutiger, einäugiger Marsmenschen, hätte sie eine kulturelle Katastrophe zur Folge. All die tragisch leidenden Rockmusiker und Schriftsteller wären sowohl ihrer Inspiration als auch ihres Lieblingssujets beraubt, und wir müssten künftig Dinge wie den Burger-Dance hören während wir dem glücklichen Ende eines Denise-Romans entgegenlesen. Nein danke. Dann doch besser leben, lieben und leiden. Lyssa Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen: |
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