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Die Zimtbrötchen-Problemzone

Es gibt Tage, da merkt man schon innerhalb der ersten fünf Minuten nach dem Aufwachen, dass man heute besser im Bett bleiben und die Welt um sich ignorieren sollte. Am besten mit Hilfe eines Buches, in dem die Protagonisten ein glücklicheres und aufregenderes Leben führen als man selbst. Aber da man leider auch für sein nur mediokres Leben Geld verdienen muss, steht man trotzdem auf und tröstet sich mit einem Zimtbrötchen vom Bäcker nebenan.

Weiche von mir, Fettröllchen...
Foto: sxc.hu
Leider sind genau das auch die Tage, an denen man auf dem Rückweg vom Bäcker allerhand Werbemüll aus dem Briefkasten fischt und als erstes das Supersondereinsteigerangebot des neuen Fitnesstempels in der Innenstadt findet. Nicht nur, dass deren Monatsgebühren leider so überhaupt gar nicht mit dem eigenen Supersondereinsteigergehalt zu vereinbaren sind. Nein, meist werben die Low-Fat-Sadisten gleich auf der ersten Seite mit der ultimativen Problemzonengymnastik, während sich das tröstende Zimtbrötchen auf direktem Weg zu eben jenen Problemzonen begibt.

In eben dieser Sekunde entscheidet sich der Verlauf des restlichen Tages. Man kann natürlich betrübt vor dem Spiegel verharren und sich fragen, ob bei der Gewichtsverteilung nicht auch das beste Bauch-Beine-Po-Training versagen muss. Man kann die Schuld auf die Gene schieben oder sich zur Strafe für das überflüssige Backwerk während der nächsten Tage in weiten Sackkleidern verstecken, die zwar absolut unerotisch sind, dafür aber auch an den Problemzonen nicht so auftragen.

Wenn man erst mal an diesem Punkt angelangt ist, sollte man tatsächlich besser wieder ins Bett gehen, denn von jetzt an hängt die Last des Lebens auf den Hüften. Man ist für mindestens den Rest der Woche fest davon überzeugt, dass das eigene Leben sehr viel besser wäre, würde man bloß eine beliebige Anzahl von Kilos weniger wiegen. In einer schlankeren Version würde man natürlich mehr verdienen (was sich mit Problemzonen gar nicht lohnt, da das D&G-Logo ohnehin nur Sachen in Größe 36 zieren darf), schneller Karriere machen, die besseren Männer bekommen, weniger Beziehungsprobleme und selbstverständlich besseren Sex haben.

Absolut unwiderstehliche Beine.
Foto: sxc.hu
Im aktuellen Zustand mit Zimtbrötchenzonen muss man sich hingegen von seinem Chef anschreien lassen, wird selbst von der Verkäuferin bei H&M abschätzig gemustert, verzweifelt an der aktuellen Hüfthosenmode, in der nicht mal eine 18-jährige mit Arschgeweih wirklich sexy aussieht und wird höchstens noch vom Verkäufer in der Eisdiele angeflirtet, weil der nach einem kurzen Blick sofort eine undisziplinierte Esserin und somit dankbare Kundin wittert.

Das Schlimmste, was man jetzt tun kann, ist trostsuchend bei einem ganz normalen Mann anzurufen. Der wird den Ernst der Situation nämlich völlig verkennen und so wie mein Fernsehfuzzifreund gedankenlos murmeln: "Ach was, Dicke sind immer gut für die Quote. Am besten in Kombination mit Sex. Wir hatten da mal diese Sendung..." Oder man telefoniert mit einem Ex-Freund, der grad an seiner superdürren neuen Freundin rumgrabbelt, während er einem mit sonorer Stimme versichert, er hätte sich schließlich auch nie an den extra Pfunden gestört. Alles nicht hilfreich.

Der einzige Mensch, der diese Notlage wirklich versteht und nicht gleich altklug einwirft, die einzige Problemzone in solchen Fällen sei das eigene Gehirn, ist der beste schwule Freund. Dessen natürlicher Lebensraum ist noch viel körperfixierter und damit ungleich grausamer als das Habitat einer normalen Frau. Schwule Jungs verzweifeln schon an Speckröllchen, die etwa so dick sind wie ein Streichholz, weil sie sich allabendlich in T-Shirts zwängen müssen, die man nicht mal der besagten 18-jährigen in der Hüfthose zumuten würde.

Außerdem haben sie für solche Notfälle immer Schokolade und Prosecco im Haus, sowie ein Foto von Marilyn Monroe mit wirklich ausladenden, aber absolut unwiderstehlichen Hüften. Bessere Argumente gegen die Problemzonengymnastik und für den Sexappeal weiblicher Körper kann man sich an solchen Tagen unmöglich wünschen.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow

stadtgeflysster
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