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Sex in Zahlen

Man sollte meinen, dass zum Thema Sex bereits mehr Umfragen durchgeführt worden sind, als die Menschheit je gebraucht hat. Andererseits geht Sex ja irgendwie immer und Marktforscher müssen schließlich auch leben. Und schlichte Zahlen können plötzlich höchst unterhaltsam sein, wenn man erst mal einen Blick auf das Gebaren im Schlafzimmer hinter der reinen Zahl wirft.

Der selbsternannte Führer für Gentlemen durch die Wirrungen des modernen Lebens, GQ, hat auf seiner Internetseite eine Umfrage zum Thema Sexualität veranstaltet, an der sich rund 1600 Männer beteiligt haben. Ein Teil der Antworten fiel durchaus erwartungsgemäß aus. So beginnt beispielsweise für rund die Hälfte der Männer die Untreue beim Zungenkuss und am meisten genervt zeigen sie sich von der Eifersucht einer Frau.

Weitaus erstaunlicher erscheint mir da schon, dass 40 % es nicht leiden können, wenn die Partnerin beim Sex zuviel redet oder kichert. Mir wurden bislang immer eher gegenteilige Klagen zugetragen. Ihr kommt beim Sex kein Laut über die Lippen, sie sagt nie, was sie gerne hätte oder ob ihr etwas gefällt. Und wenn sie kichert? Wenn sie kichert, wird er sie wohl entweder gekitzelt oder einen sonstigen Beitrag zur Erheiterung im Bett geleistet haben. Es soll sogar Momente beim Sex geben, die so verdammt lustig sind, dass man gar nicht anders kann als schallend zu lachen.

Ich habe noch nie verstanden, warum das offensichtlich ein solches Problem für viele ist. Die Vorstellung, dass Sex eine außerordentlich ernste Angelegenheit zu sein hat, die in ihrem Gefahrenpotential höchstens noch vom Bewerbungsgespräch für den Traumjob übertroffen wird, scheint sich hartnäckig zu halten. Dementsprechend wird Kichern als Kritik an der eigenen Person oder, fast noch schlimmer, an der sexuellen Leistungsfähigkeit verstanden, statt es als das zu sehen, was es ist: ein heiterer Moment, der die Intimität bei diesem Freizeitvergnügen eher noch steigert.

Wenn sie schon kein Gekicher hören wollen, was würden sie denn dann gerne mal ausprobieren, die Männer von heute? Dem Internet kann man es ja anvertrauen und so bekannte sich vor allem die abenteuerlustige Jugend zu dem Wunsch, mit Sex auf Koks zu experimentieren. Das Verlangen danach scheint aber rapide abzunehmen, sobald der Mann die 24 hinter sich gelassen und damit ein Alter erreicht hat, in dem Sex auch ohne chemisch verursachte Hyperaktivität anstrengend genug ist und ausgefallene Turnübungen ihren Reiz verloren haben.

Statt dessen wollen 22 % jetzt endlich mal von einer Frau dominiert werden, was als direktes Resultat der sexuellen Verausgabung in jugendlicheren Tagen gesehen werden darf. Denn gründliche Recherchen im privaten Umfeld haben ergeben, dass Männer damit keineswegs die Vorstellung verbinden, nackt in Hündchenstellung über den Fußboden zu kriechen, ihre Stiefel mit der Zunge zu reinigen oder ihr gar jeden sexuellen Wunsch von den Augen abzulesen (im Bett reden darf sie ja nicht). Nein, sie verstehen unter dominiert werden eher "zurücklehnen und sie machen lassen" und das "machen lassen" darf dabei auch gerne möglichst zügig auf seinen Höhepunkt hinsteuern.

Noch begehrter ist der Analverkehr, von dem rund ein Drittel der Befragten träumt. Leider haben sich die Geister hinter der Umfrage an diesem Punkt entweder nicht genug Gedanken gemacht oder aber sich von ihrer Schüchternheit überwältigen lassen. Wie sonst ließe sich erklären, dass man nichts darüber erfährt, wer von beiden seine Kehrseite zwecks Erfüllung der analen Phantasie zur Verfügung stellen darf?

Geradezu erschreckend finde ich, dass bei den Männern in den 30ern Cunnilingus zu den am meisten geäußerten Wünschen gehört. Ich hätte nun gerade diese Tätigkeit zur Realität im Schlafzimmer gezählt und nicht als zartes Phantasiegespinst betrachtet, schließlich bedarf es hier meist keiner großartigen Überredungskunst auf Seiten des Mannes. Männer, was habt Ihr eigentlich die letzten 15 Jahre so getrieben? (Eins ist sicher, bei mir im Bett wart ihr nicht.) Und warum hat Euch offensichtlich noch keine Frau auf ihre eklatante Vernachlässigung aufmerksam gemacht?

Was auch immer sie so unternommen haben mögen, bei einer Prostituierten waren sie laut Umfrage nicht. Und 58 % würden das auch nie und nimmer in Erwägung ziehen. Nur 10 % bekennen sich freimütig zu ihrem Spaß an der gekauften Haut und weitere 12 % wollen mal dort gewesen sein, bloß um sich dann für immer und ewig davon abzuwenden. Mir scheint, es wäre wirklich an der Zeit für eine weitere Umfrage, um endlich zu klären, wie diese Milliardenumsätze im horizontalen Gewerbe zustande kommen. Irgend jemand muss die Dienste der Frauen schließlich in Anspruch nehmen.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow

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