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Das Ende des Hennenrennens

Männer und Frauen sind natürlich gleichberechtigt, aber wenn es ums Heiraten geht, dann fallen viele schnell in ganz alte Muster zurück. Auch der Abschied vom Junggesellendasein ist davon nicht immer ausgenommen.

Bevor der Ring am Finger glänzt...
Foto: sxc.hu
Im Sommer wird geheiratet, ganz traditionell. Nein, nicht im Hause Lyssa, aber sonst lässt es so mancher landauf landab Rosen vor der Kirche regnen. Und ganz egal wie unkonventionell ein Paar sonst leben mag, an der Heirat führt selbst für die tätowierte Fetischdiva oft kein Weg vorbei. Geheiratet wird dann vielleicht eher in Blutrot oder Schwarz und auf jeden Fall im Minirock, aber es wird geheiratet, so will es die Kleinmädchenseele.

Und da so ein rauschendes Fest, ganz egal in welcher Farbe, generalstabsmäßig geplant sein will, ist der Januar der Monat der Hochzeitsmessen. Jede noch so trostlose Kleinstadt hat eine Hochzeitsmesse auf der die ortsansässigen Coiffeure mit turmartigen Hochsteckfrisuren um Kundschaft buhlen und Fotografen mit dem seligen Lächeln frisch Vermählter werben.

Worum es vor Ort aber eigentlich geht, was die Herzen wirklich höher schlagen lässt (die einen vor Freude, die der Brieftaschenträger vor Entsetzen), sind die Hochzeitskleider. In sämtlichen Schattierungen von Weiß und allen möglichen Formen, von ultrakurz bis ultraweit im puderigen Zuckerbäckerlook. Die Braut kann sich ihren Kindheitstraum direkt vor Ort erfüllen – mit Messerabatt, versteht sich – und fängt vor Seligkeit prompt an zu heulen, häufig begleitet von einer nicht minder tränenfeuchten besten Freundin.

Der Bräutigam ist derweil froh, wenn er einen Festanzug findet, in dem er vor den strengen Augen der Braut Gnade findet ohne gleich wie ein Pinguin auszusehen. Aber eigentlich ist er mit den Gedanken sowieso ganz woanders. Die Kosten drohen schon in der frühen Planungsphase das Budget zu sprengen und anstatt die gesamte nervige Verwandtschaft zu verköstigen, würde er das Geld lieber sinnvoll verwenden. Für einen ausufernden Junggesellenabschied zum Beispiel.

...muss man (und frau) sich gebührend vom Junggesellendasein verabschieden.
Foto: sxc.hu
Wobei letzteres schon lange keine ausschließlich männliche Institution mehr ist. Inzwischen verabschieden auch Frauen ihre ledigen Jahre mit reichlich Getöse und benehmen sich dabei, kaum dass sie das unter Tränen der Rührung erstandene Hochzeitskleid in Seidenpapier gepackt haben, nach allem was man so hört nicht viel besser als ihre männlichen Zeitgenossen.

Der souverän gebuchte professionelle Stripper, Alkohol bis über das Abwinken hinaus, peinliches Zwangsknutschen mit Wildfremden auf der Reeperbahn, segensreiche Teilamnesie am nächsten Morgen – all das beherrschen Frauen auch. Angeblich nehmen die sogenannten "hen nights" bei unseren exzentrischen Nachbarn auf der Insel inzwischen derart orgiastische Ausmaße an, dass manch rechtschaffener Pub-Besitzer seinen Laden lieber dicht macht, wenn die Hühner Freigang haben.

Solche Berichte muss meine beste Freundin im Kopf gehabt haben, als sie im letzten Sommer zu ihrem ersten Junggesellinnenabschied eingeladen war. Also hat sie vorsichtshalber gleich den nächsten Tag freigenommen, um den gewaltigen Rausch in Frieden im heimischen Bett ausschlafen zu können. Auf das, was dann folgte, war sie allerdings nicht vorbereitet. Ihr kamen erste Zweifel, als sie erfuhr, dass die große Party bereits um 16 Uhr beginnen sollte. Als sich dann auch noch der Veranstaltungsort der vermeintlichen Orgie als Firmensitz der örtlichen Elektrizitätswerke entpuppte, strich sie gedanklich sowohl die Stripper als auch die Teilamnesie vom Tagesplan.

Blieb also nur noch der Alkohol, von dem es wenigstens eine geringe Menge zum Essen gab. Zu jenem Essen, das die Teilnehmer des Junggesellinnenabschieds beim vorangegangenen Kochkurs selbst zubereitet hatten. Das kommt davon, wenn man die künftige Schwiegermutter solche Veranstaltungen organisieren lässt.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow

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