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Gefahrenzone beste Freundin

Frauenfreundschaften gehören für Männer ebenso zu den großen Mysterien der Menschheit wie Männerfreundschaften für Frauen. Nur werden erstere als gefährlich empfunden, während letztere eher als irgendwie rührend gelten.

Beziehungen sind komplizierte Geflechte, die vielfältige Erschütterungen von innen und außen zu überstehen haben. Die Tatsache, dass Beziehungen heute von Absprachen geprägt werden und nicht mehr althergebrachte Erwartungen an rollenkonformes Verhalten erfüllen müssen, macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Was Männern vielfach noch mehr zu schaffen macht als der Umstand, dass die Frau an seiner Seite sich strikt weigert, ihm regelmäßig einen fetten Sonntagsbraten oder auch nur warmes Abendessen zu servieren und ihr Verhalten auch sonst so gar nicht dem entspricht, was er von zuhause bei Muttern gewohnt war, was also oft noch viel schlimmer ist als all diese Entbehrungen, das ist die beste Freundin.

Man sollte meinen, der moderne Mann hätte längst gelernt in einer Beziehung mit »Frau plus Freundin« zu leben, denn schließlich musste er die Vorstellungsrunde inklusive gründlicher Inspektion durch ihre Freundinnen über sich ergehen lassen, bevor es überhaupt zu einer ernsthaften Beziehung kommen konnte. Und trotzdem scheint er sich bei jedem Versuch wieder der Illusion hinzugeben, die Freundin würde von der Kurzwahltaste Nummer 1 verschwinden und zu einer zierenden Marginalie werden, sobald er das Leben einer Frau bereichert.

Es kommt zwar auch vor, dass eine Frau eifersüchtig auf eine Männerfreundschaft ist und allergisch auf die Abende reagiert, an denen er allein »mit den Jungs« unterwegs ist. Aber die meisten Frauen haben schon früh gelernt, dass seine Abende unter Freunden nicht mit ihren zu vergleichen sind.

Wenn Männer über Sex reden, dann haben sie ein Bier vor sich stehen, sitzen zwei Meter voneinander entfernt und reden sehr allgemein gehalten über ihre beeindruckendsten sexuellen Erfahrungen, von denen sich ein nicht unbedeutender Teil allein in ihrem Kopf abgespielt hat – was jeder weiß und niemanden stört. Begleitet wird eine solche Schilderung gern von zustimmenden Gutturallauten der übrigen.

Wenn Frauen aber über Sex reden, dann sitzen sie meist kuschelig zusammen auf dem Sofa, trinken gelegentlich Prosecco, eher aber Tee, und erzählen meist sehr auskunftsfreudig und detailgetreu von der letzten Nacht mit ihrem aktuellen Freund – dem Mann eben, der aufgrund solcher Bekenntnisse ohnehin ein großes Problem mit ihrer besten Freundin hat. Die im übrigen auch nicht einfach nur zustimmend nickt, sondern bei der Schilderung gerne kritisch nachfragt.

Dasselbe gilt für Gespräche mit Dritten über etwaige Probleme in der Beziehung. Was früher tunlichst in der Familie zu bleiben hatte, wird heute oft noch mit der besten Freundin diskutiert, bevor man das Gespräch mit dem eigenen Mann sucht. Gute Freundinnen werden der Er-sagt-darauf-sag-ich- Schilderungen nur sehr selten überdrüssig und haben natürlich immer einen Rat zur Hand.

Männer hingegen diskutieren die Mannschaftsaufstellung des FC Bayern München mit wesentlich mehr Leidenschaft als ihre eigene Aufstellung in der Partnerschaft. Wozu auch über Dinge reden, über die man auch zuhause nur sehr widerwillig spricht und deren Lösung »die Jungs« auch nicht besser wissen.

Aber den Höhepunkt erreicht die männliche Betriebstemperatur erst dann, wenn es um die Urlaubsplanung geht. Um genauer zu sein, wenn es um die Woche im Sommer geht, in der sie allein mit ihren Freundinnen unterwegs sein will. Dann fällt ihm sofort ein, was er alles tun würde, ließe man ihn denn nur allein mit seinen Jungs verreisen. Ihm fällt auch ein, was alles zuhause nicht getan wird, während sie weg ist und schon zieht er sich für Tage in den Schmollwinkel zurück.

Männer können beste Freundinnen eigentlich nur in einer Form wirklich gut leiden – als heiße Phantasie im Kopf, in der sie eine Hauptrolle beim lesbischen Sex mit der eigenen Frau spielt, bevor es zu dritt so richtig zur Sache geht. Im realen Alltag hingegen sind beste Freundinnen für ihn eher eine Gefahr, der er nicht zu begegnen weiß. Eine Konkurrenz, gegen die er unmöglich ankommen kann. Und es wird sicherlich noch einige Evolutionsschritte brauchen, bis selbst der letzte Mann verstanden hat, dass das auch niemand von ihm verlangt.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow

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